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Alkohol und Krebsrisiko: Statistik und Epidemiologie

Alkohol ist ursächlich an vielen (gutartigen) Folgeerkrankungen mitbeteiligt (zum Beispiel Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Stoffwechselerkrankungen, Unfälle und Verletzungen sowie Suizide. Die International Classification of Diseases (ICD-10) listet über 40 Diagnosen auf, die in kausalem Zusammenhang mit übermäßigem Alkoholkonsum stehen (Rehm et al. 2017). Die Entstehung und der Verlauf vieler Krebskrankheiten wird durch Alkohol beeinflusst. Die am eindeutigsten durch Alkoholkonsum bedingten Krebserkrankungen sind in Deutschland der Mundhöhlenkrebs, Speiseröhrenkrebs und der Leberkrebs (Rumgay et al 2021). Laut dem World Cancer Report 2014 soll Alkohol für 3,5 % (nach Rumgay et al 2021 sogar für 4,1 %) aller globalen Krebsfälle verantwortlich sein. Die höchsten Todesraten für alkoholbedingte Krebserkrankungen werden aus Osteuropa sowie aus den an Russland angrenzenden Nachfolgestaaten der Sowjetunion und der Mongolei gemeldet. Wie zu erwarten, ist die alkoholbedingte Krebssterblichkeit am geringsten in den muslimisch geprägten Ländern.

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Statistiken zum Krebsrisiko bei Alkoholkonsum

19 Prozent behaupten, mehrfach in der Woche Alkohol zu trinken, 25 % seltener als einmal im Monat (YOU GOV 2021).  Nur 8% der Männer und 12% der Frauen verzichten völlig auf Alkohol. Jede siebte Frau in Deutschland trinkt Alkohol in riskanter Menge (mehr als zwölf Gramm Reinalkohol täglich = 1 Glas Bier (0,3 Liter) oder 0,1 Liter Wein.) Bei Männern liegt die Grenze zum riskanten Konsum etwas höher, nämlich bei täglich 24 Gramm =, zwei Gläser Bier (0,6 Liter) oder 0,2 Liter Wein). Alkoholabhängig sind in Deutschland 3,4% der Männer und 1,4% der Frauen.

Deutschland ist ein Hochkonsumland für Alkohol mit einem durchschnittlichen Konsum von jährlich 10,7 Liter reinem Alkohol (2018) pro Einwohner(in). Nur im Baltikum wird mehr getrunken. 2016 waren es in Litauen 18,2 Liter reiner Alkohol pro Kopf und damit deutlich mehr als in den Nachbarländern Weißrussland, Russland oder Polen (Rumgay et al 2021).

Die Deutsche Rentenversicherung bewilligte 2020 rund 50.000 Rehabilitatio­nen wegen einer Abhängigkeitserkrankung. Dafür wurden rund 600 Millionen Euro eingesetzt. Das Durchschnittsalter der Patienten lag bei 42,9 Jahren (afp/aerzteblatt.de 2021).

Bei den Getränkesorten zeigt sich im Gegensatz zum Weinkonsum ein Rückgang von Bier- und Spirituosenkonsum. In Deutschland und Österreich wird der meiste Alkohol in Form von Bier getrunken (ca. 52 %), gefolgt von Wein (ca. 32 %) und Spirituosen (ca. 16 %). In der Schweiz liegt der Wein an erster Stelle (49 %), gefolgt von Bier (32 %) und Spirituosen (ca. 18 %).

In einer Analyse des DKFZ (Deutsches Krebsforschungszentrum) gaben 9.588 von insgesamt 164.656 befragten Krebspatienten (2,2 %) einen hohen Alkoholkonsum an (täglich > 20 g bei Frauen bzw. > 40 g bei Männern). Laut Robert-Koch-Institut sind in Deutschland jährlich etwa 13 000 Fälle von Krebs-Erkrankungen auf Alkohol-Konsum zurückzuführen (im Vergleich zu 72 000 auf das Rauchen). Alkohol soll schätzungsweise für 10 Prozent der Krankheiten für Männer und 3 Prozent für Frauen verantwortlich sein. Nach Berechnungen des DKFZ in Heidelberg gehen etwa 2,2 Prozent der Krebstodesfälle auf hohen Alkoholkonsum zurück (Mons et al 2018, Behrens et al 2018).

Etwa 70% der Männer mit hohem Sozialstatus, etwa 58% der Männer mit mittlerem Sozialstatus und 49% der Männer mit niedrigem Sozialstatus konsumieren in Deutschland mindestens einmal in der Woche Alkohol. 37, 3 Prozent der Männer mit niedrigem Sozialstatus und 41, 2 Prozent der Männer aus den oberen Einkommensschichten trinken in „riskanter Weise“ (also täglich mehr als 24 g). Bei den Frauen ist der Unterschied wirtschaftlich Privilegierter und weniger Privilegierten noch deutlicher. Mit 18,5 % macht der Anteil wirtschaftlich benachteiligter Frauen nur knapp die Hälfte des Konsums der „oberen Schichten“ aus (30,5%). Ungefähr die Hälfte aller Frauen mit hohem Sozialstatus trinkt mindestens einmal in der Woche Alkohol. 21% sogar in riskanter Weise. Von den Frauen mit niedrigem Sozialstatus konsumiert lediglich ein Viertel mindestens einmal in der Woche Alkohol. Nur etwa 9% tun dies in riskanten Mengen. Alkoholkonsum während der Schwangerschaft kommt bei Frauen mit hohem sozioökonomischem Status weit häufiger vor (20,3%) als statusniedrigeren Geschlechtsgenossinnen (8,5%).

Alkoholmissbrauch ist unter Jugendlichen nicht selten. Männliche Jugendliche trinken sich häufiger in den Rausch als weibliche. „16,4 Prozent der männlichen und 10,7 Prozent der weiblichen 12- bis 17-Jährigen geben an, sich in den letzten 30 Tagen mindestens einmal in einen Rausch getrunken zu haben. Bei Erwachsenen von 18 bis 25 Jahren behaupteten dies 43,9% der Männer und 24,5% der Frauen (BZgA 2019, Statistisches Bundesamt 2021). In der Gruppe der 60- bis unter 65-Jährigen zählte das Statistikamt weniger als halb so viele Fälle wie bei den Minderjährigen. Männliche Jugendliche trinken sich häufiger in den Rausch als Mädchen und junge Frauen. „16,4 Prozent der männlichen und 10,7 Prozent der weiblichen 12- bis 17-jährigen Jugendlichen geben an, sich in den letzten 30 Tagen mindestens einmal in einen Rausch getrunken haben“, erklärt die BZgA. Erfreulicherweise hat der Alkoholkonsum Jugendlicher abgenommen. Zu den wenig positiven Seiten des Corona-Jahres gehört der Rückgang des Alkoholkonsums unter Schulkindern um 30 Prozent gegenüber dem Vorjahr.

Nach aktuellen Analysen verbilligten in Deutschland sich die alkoholischen Getränke in den letzten 40 Jahren (im Vergleich zur sonstigen Lebenshaltung) um 30 Prozent. Die Verbraucherpreise für Wein sanken um 38 Prozent, für Spirituosen um 33 Prozent und für Bier um 26 Prozent. Noch braucht man in Deutschland keine Steuer auf Wein zu bezahlen.

Alkoholkonsum im internationalen Kontext

Im internationalen Vergleich ist der Alkoholkonsum in Europa sehr hoch, obwohl erfreulicherweise in ganz Europa ein Minustrend besteht. Allein in Deutschland sank der Konsum reinen Alkohols zwischen 2000 und 2020 von 10,5 Liter auf jährlich 9, 5 Liter.

Deutschland liegt mit jährlich etwa 9 – 10 Litern reinem Alkohol im oberen Spitzenfeld von Europa. Während knapp die Hälfte aller Männer (49,4 Prozent) wenigstens einmal wöchentlich Alkohol trinkt, sind es bei den Frauen im EU-Durchschnitt etwas mehr als ein Viertel (25,8 Prozent). Täglicher Alkoholkonsum ist besonders verbreitet in Portugal. Unter portugiesischen Männern zwischen 55 und 75 Jahren sind es mehr als die Hälfte, die regelmäßig Alkohol konsumieren. Beim wö­chent­lichen Genuss alkoholischer Getränke stehen Niederländer mit 47,3 Prozent an der Spitze, gefolgt von Luxemburg (43,1 Prozent) und Belgien (40,8 Prozent) (© kna/aerzteblatt.de). Schweres Trinken (Konsum von mindestens 60 Gramm reinen Alkohol) ist vor allem in Dänemark und Russland verbreitet. In Dänemark gaben laut dem Europäischen Statistikamt Eurostat (2021) 38 Prozent an, wenigstens einmal im Monat tüchtig zuzulangen – im Gegensatz zu Griechen und Spaniern (je sechs Prozent) sowie Italie­nern und Zyprioten (je vier Prozent). Deutschland liegt mit 18,8 %  nach Dänemark an zweiter Stelle. Die höchste Rate an Abstinenzlern weist ungeachtet seines Weinan­baus Kroatien mit 38,3 Prozent auf.

Weltweit zählt Nordafrika zu den Regionen mit dem geringsten, hingegen Südafrika zu den Regionen mit dem höchsten Konsum. In den osteuropäischen Ländern (in denen der Alkoholkonsum in der Vergangenheit am höchsten war) ist es infolge einer umfassenden Anti- Alkohol-Kampagne in den vergangenen Jahren zu einem merklichen Rückgang des Konsums gekommen. Der Alkoholkonsum ist heute dort niedriger als in Deutschland.

Die Zahl der alkoholabhängigen Menschen, die sich in einer misslichen sozialen Lage befinden, übersteigt in Europa und den USA bei weitem die Anzahl der Opfer anderer Drogen. (Der Tabakkonsum ist in dieser Statistik allerdings nicht berücksichtigt).

In den Ländern der Dritten Welt wird zwar generell weniger Alkohol getrunken als in den Industrieländern, doch ist dort der Anteil der Menschen, die infolge eines hohen Alkoholkonsums sterben, deutlich höher. Das Risiko einer alkoholbedingten Sterblichkeit ist auch in Osteuropa siebenmal höher als in den westlichen Ländern. Der Grund ist angeblich das häufigere „Komasaufen“, wahrscheinlich auch die häufigere Schwarzbrennerei.

In den USA sind die Alkoholgesetze von Staat zu Staat unterschiedlich. Mit Ausnahme von Puerto Rico und Virgin Islands darf man in den USA erst ab dem Alter von 21 Jahren alkoholische Getränke erwerben und trinken. Nur Restaurants mit einer spezielle Lizenz dürfen Alkohol ausschenken. Der Alkoholgehalt im Blut wird nicht in Promille, sondern in Prozent gemessen. Die Grenzwerte für den Blutalkoholspiegel im Straßenverkehr liegen bei 0,0 %. Auch ist die Definition eines Drinks unterschiedlich. Ein Drink entspricht in den meisten europäischen Ländern 10 g reinem Alkohol. In anderen Ländern wie den USA und Deutschland entspricht er 12 g Alkohol. Standarddrinks, die 12 g reinen Alkohol enthalten, sind Bier beispielsweise (300 ml), Wein (125 ml) oder Spirituosen (38 ml).

Leberkrebs ist in Deutschland – im Gegensatz zu Südamerika, Asien und Afrika – zwar eine relativ seltene Krebserkrankung, die hier aber beträchtlich zugenommen hat. Der Lifestyle, besonders das Übergewicht und der hohe Alkoholkonsum, sollen die Ursache sein. Ganz anders in den Ländern der Dritten Welt. Dort ist die Hepatitis B die Hauptursache für Leberkrebs. Seit Einführung der Hepatitis B- Impfung nimmt dort die Leberkrebshäufigkeit ab.

Zwischen 28 % und 45 % der ostasiatischen Bevölkerung haben einen genetisch bedingten Mangel an Aldehyddehydrogenase. Schon nach mäßigem Alkoholkonsum ist bei ihnen der Acetaldehydgehalt im Blut erhöht (Rumgay et al 2021). Dieser Enzymmangel – sowie der in diesen Regionen hohe Tabakkonsum, die Beliebtheit von Reisschnaps und die Popularität heißer Speisen und Getränke – ist eine Hauptursache für die in Ostasien weite Verbreitung von Karzinomerkrankungen der Mundhöhle und des oberen Magen-Darm-Trakts.  

Das häufige Vorkommen von Speiseröhrenkrebs in der Normandie und in Schottland wird auf den dort weitverbreiteten Konsum von Calvados und Whisky (sowie die Angewohnheit, den Tee sehr heiß zu trinken) zurückgeführt.

In den Vereinigten Arabischen Emiraten (und anderen islamischen Ländern)gelten sehr strenge Alkohol Gesetze. Öffentlicher Alkoholkonsum ist grundsätzlich untersagt. Der Großteil der Muslime verzichtet dort aus religiösen Gründen auf den Alkoholkonsum. Wird ein Tourist in der Öffentlichkeit angetrunken aufgegriffen, so muss er/sie mit hohen Geldstrafen bis zu 400 Euro oder einer Gefängnisstrafe von bis zu sechs Monaten rechnen. In Saudi-Arabien drohen ihm im schlimmsten Fall sogar Peitschenhiebe. Eine offizielle Promillegrenze gibt es in diesen Ländern nicht. Autofahren unter Alkoholeinfluss ist immer strafbar.

In den meisten als alkoholfrei angepriesenen Bieren dürfen aus Geschmacksgründen bis zu 0,5 Volumen Prozent Alkohol enthalten sein. Ab 1,2 Volumenprozent gilt eine Kennzeichnungspflicht. Seit einigen Jahren gibt es Biere, die einen 0,0-prozentigen Alkoholgehalt und dabei einen, dem normalen Bier sehr ähnlichen Geschmack, aufweisen. Davon profitieren u. a. Betroffene mit der Alkoholabstinenz-Auflage, sowie Touristen in den arabischen Ländern und natürlich gläubige Moslems, die sich vorher jeglichen Alkoholkonsums enthalten mussten.

Mögliche Ursachen für die Abnahme des Alkoholkonsums in Deutschland.

Seit den 1990er Jahren sinkt in Deutschlandder Alkoholkonsum. Hauptursache sind nicht gesundheitliche Warnungen oder gar die Angst vor einer Krebskrankheit – auch nicht der Kostenanstieg (der übrigens moderater ist als bei anderen Lebensmitteln). Die Ursachen liegen eher am strikten Alkoholverbot im Straßenverkehr und an den harten Strafen, wenn man bei Kontrollen auffällt. Auch die Auflagen der Berufsgenossenschaften spielen eine Rolle. War Alkohol bei Geschäftsessen früher gebräuchlich, so hat sich dies inzwischen geändert. Es wird heute akzeptiert, dass man bei Empfängen, auf Geburtstagsfeiern und Betriebsausflügen keinen oder nur alkoholarme Getränke konsumiert. Eine gewisse Bedeutung hat sicherlich auch die aufgekommene Kultur des „Immer-Fit-Seins“, zu der der Alkoholverzicht gehört, denn Alkohol schränkt die körperliche Fitness ein.

Kommentar: In Deutschland ist inzwischen jedes fünfzehnte Bier alkoholfrei. Das entspricht  einem Marktanteil von 5,6 Prozent (2020). In Großbritannien lebt jeder dritte Erwachsene abstinent (teetotaler). Der Anteil von Bieren mit der Angabe 0,0 % Alkohol nimmt zu.

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