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Prostatakrebs-Vorbeugung bei erblich bedingtem Prostatakarzinomrisiko

Wegen der sehr komplexen diagnostischen und therapeutischen Probleme, aber auch der häufig gleichzeitigen psychosozialen Schwierigkeiten sollten Menschen mit vererbbaren Krebsrisiken sich in einem erfahrenen Zentrum für erblich bedingte Erkrankungen betreuen lassen. Internisten, Onkologen, Psychologen, Molekulargenetiker und Urologen, die sich auf die Probleme von erblich vorbelasteten Krebspatienten bzw. deren Angehörigen spezialisiert haben, arbeiten dort zusammen.

Männer, in deren Familien Prostatakarzinom- und Brustkrebserkrankungen häufig vorkommen, sollten Vorbeugungsmaßnahmen besonders ernst nehmen und auch in regelmäßigen Abständen den PSA-Spiegel bestimmen lassen.

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Ist eine an einer Genomanalyse orientierte Risikoabschätzung sinnvoll?

Prostatakrebs ist ein Paradebeispiel für eine multikausale Erkrankung, bei der einzelne Risikogene nur eine begrenzte Aussage zur Wahrscheinlichkeit einer Krebserkrankung gestatten. Die Vorstellung, durch eine Erbgutanalyse mit Bestimmung (prädiktiver) Krebsgene (Risikogene) bestimmte Risikogruppen zu identifizieren (Genom-basierte Risiko-Abschätzung), um so eine „maßgeschneiderte, zum persönlichen Genom passende“, individualisierte Krebsprävention durchzuführen, wird in Zukunft an Bedeutung gewinnen. Prostatakrebs ist ein Paradebeispiel für eine multikausale Erkrankung, bei der einzelne Risikogene nur eine sehr begrenzte Aussage zur Wahrscheinlichkeit einer Krebserkrankung gestatten. Die Forschung entdeckt immer mehr Genvarianten, die die Krankheitsentstehung und -entwicklung beeinflussen. Noch ist man aber nicht in der Lage, alle mehr oder weniger aktive Risikogene und deren Interaktionen zu identifizieren.

Bei weitaus der Mehrzahl der Prostatakrebserkrankungen handelt es sich nicht um Folgen eines einzigen angeborenen Krebsgens (monogene Erkrankungen), sondern um Auswirkungen vieler angeborener Krebs-Risiko-Gene, die untereinander interagieren. Erschwerend ist, dass sie auf unterschiedlichen Chromosomen und verschiedenen „Loci“ (Orten) liegen und erst bei zusätzlichen schädlichen Einflüssen aktiv werden. Erst die Ermittlung der Gesamtheit der Risikogene mit ihrer Vernetzung würde zur Identifizierung von Hochrisikogruppen führen.

 

Gibt es eine präventive Gentherapie zur Verhinderung von Prostatakrebs? (Manipulation des Genoms?)

Die experimentelle Therapieforschung befasst sich intensiv mit Möglichkeiten, krankhafte Gene zu beeinflussen und möglicherweise zu eliminieren. Ein Weg, den man intensiv verfolgt, ist der einer DNA-Methylierung, der Histon-Modifikation und  MicroRNAs; ein anderer Weg der über Viren. Beim Krebs befinden sich solche Gentherapien noch im Versuchsstadium.

Viren können nicht nur Krebs verursachen, sondern können auch als Vehikel zur Verhinderung von Krankheiten dienen. Gelingt es, den Viren Reparaturgene unterzuschieben, die dann per „Huckepack“ in Patientenzellen eingeschleust werden, so können hierdurch reparierende Erbinformationen in deren DNA eingebaut und so bestimmte Krebskrankheiten verhindert bzw. geheilt werden. In einigen wenigen Versuchen ist dies Forschern schon gelungen, allerdings nur bei schweren Immundefekten.

 

Wo kann man eine Analyse des Erbgutes (Genanalyse) vornehmen lassen, um eine angeborene Gefährdung zu erkennen?

Biotechnologie-Unternehmen, die die Gene ihrer Kunden bereits für weniger als 100 Dollar zu entziffern versprechen, werben mit Slogans wie „Kenne deine Gene, dann kennst du dich selbst“.

Es gibt viele Angebote im Internet, die Erbgutanalysen (Gensequenzierungen) anbieten. Technisch und finanziell sind solche Analysen des Erbguts (DNA-Analysen) heute kein Problem mehr. Aus mehreren Gründen sind sie jedoch ohne fachärztliche Begleitung problematisch. Nicht allein, dass sie bloß eine begrenzte Anzahl von Risikogenen feststellen und nicht zwischen deren Penetranz (Dominanz) und Schwäche unterscheiden, es können auch Fehler bei der Probengewinnung des Speichels, beim Transport (z. B. Strahlenschäden) und bei der Probenaufbereitung (Kontamination mit Viren und Bakterien) entstehen. Datenschützer befürchten, dass Informationen an Arbeitgeber weitergegeben werden könnten. Auch gibt es ethisch-rechtliche Einwendungen. Am problematischsten ist aber, dass die Genanalysen bei den Betroffenen zu falschen Schlussfolgerungen führen können. Laut Gendiagnostikgesetz dürfen in Deutschland daher nur Ärzte mit einer speziellen Qualifikation genetische Beratungen und Genanalysen veranlassen und durchführen. Grundsätzlich dürfen sie einen DNA-Test auch nur dann durchführen, wenn sich aus dem Ergebnis Konsequenzen für die Behandlung oder Vorbeugung ergeben. Adressen wohnortnaher, humangenetischer Beratungsstellen findet man im Internet (www.gfhev.de).

 

Was versteht man unter einer epigenetischen Beeinflussung des Krebsrisikos?

In der Entwicklung von Prostatakrebs geht man von einem Mehrschrittmodell aus. Dies Modell besagt, dass der Tumor verschiedene Stadien während seiner Entwicklung durchläuft, beginnend mit Genmutationen, der Entstehung von Krebsvorstufen und Krebszellen, dem Übergang zu einem latent wachsendem Tumor und endend mit einem aggressivem und schließlich metastasierendem Karzinom. Der Übergang von einem Stadium zum nächsten wird u. a. durch epigenetische Einflüsse bestimmt.

Zur Entstehung von Krebszellen kommt es in der Regel erst dann, wenn mehrere Risikogene aktiviert werden. Deren Aktivität hängt von epigenetischen Einflüssen ab. Aus der Forschung bei eineiigen Zwillingen, aber auch aus Beobachtungen bei Tieren weiß man, dass angeborene ererbte Gensequenzen nicht allein für die weitere Entwicklung verantwortlich sind, sondern es zusätzlicher epigenetischer Einflüsse bedarf, die diese gemeinsamen Gene aktivieren oder inaktivieren.

Quelle und Buch-Tipp:

Prostatakrebs vermeiden (Personalisierte Krebsvorsorge und Früherkennung)

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