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Hodenkrebs-Vorsorge: Ernährung, Strahlenschutz und Lebenstiländerungen

Dieser Ratgeber befasst sich mit den unterschiedlichen Möglichkeiten einer Hodenkrebs-Vorsorge. Sie möchten mehr über die möglichen Ursachen von Hodenkrebs erfahren? Dann lesen Sie den folgenden Beitrag: Hodenkrebs: Risiko, Statistiken und Ursachen

Oder lesen Sie den kompletten Ratgeber Krebsvorsorge bei Männern:
Krebsprophylaxe für Männer: Personalisierte Krebsvorsorge und Früherkennung

Die Deutsche Gesellschaft und die Europäische Gesellschaft für Urologie haben Leitlinien für die Diagnostik, Therapie und Nachsorge des Hodenkarzinoms herausgegeben. Sie enthalten auch Empfehlungen zur Vorsorge (European association of urology 2015). Die Leitlinien werden in bestimmten zeitlichen Abständen dem aktuellen Forschungsstand angepasst. Sie beanspruchen für sich, neutral und unbeeinflusst von Lobbyinteressen zu sein (Albers et al 2008, Lorch et al 2016). Die Aussagekraft der Empfehlungen wird mit Empfehlungsgraden von S1 bis S3 gewertet. Die methodische Qualität einer S3-Leitlinie ist höher als die einer S1- oder S2-Leitlinie.

Vorsichtsmaßnahmen bei familiär gehäuften Hodenkrebserkrankungen

Kommen mehrere Hodenkrebserkrankungen in der Familie vor, ist eine Beratung und eventuell auch weitere Betreuung in einem Zentrum für erblich bedingte Erkrankungen sinnvoll. Dort arbeiten Internisten, Urologen, Onkologen, Psychologen, Molekulargenetiker, Pathologen und Chirurgen zusammen, die sich auf die körperlichen und psychosozialen Probleme bei erblich vorbelasteten Krebserkrankungen spezialisiert haben. Adressen solcher Zentren in der Region kann man bei der deutschen Krebshilfe erfahren (www.krebshilfe.de, Telefon 0228-72990-0).
Kommentar: Bei häufigen Krebserkrankungen in der Familie sollten die Möglichkeiten der Krebsfrüherkennung besonders ernsthaft genutzt werden.

Empfehlungen zur Ernährung?

Laut Statistiken hat Ernähurung nur wenig Einfluss auf Hodenkrebs. Starkes Übergewicht – besonders im Kindes- und Jugendalter – sollte vermieden werden, da dies ein Risikofaktor für viele chronische Erkrankungen im Erwachsenenalter ist, so auch für Krebs. Ob Übergewicht speziell für Hodenkrebs ein Risikofaktor ist, ist allerdings nicht bewiesen.
Kommentar: Eine spezielle Ernährung, die das Hodenkrebsrisiko reduziert, gibt es nicht. Spezielle Diäten sowie die Einnahme von Vitaminen und Nahrungszusätzen schützen nicht vor Krebs.

Empfehlungen zur Stärkung der Immunabwehr?

Welche Schritte in der »Immunkaskade« für die Entstehung von Krebsvorstufen, für deren Bösartigkeit und schließlich dem Ausbruch einer Krebserkrankung verantwortlich sind, ist noch weitgehend unklar. Klar ist nur, dass durch unspezifisch wirkende Immunpräparate, wie z. B. Mistelextrakte, Enzym- und Thymuspräparate, Spurenelemente, biologische Zubereitungen nicht pauschal auf alle Schritte in der Tumorabwehr Auswirkungen zu erwarten sind.
Kommentar: Eine vor Krebs schützende Wirkung immunstimulierender Präparate wurde niemals nachgewiesen.
Eine Impfung gegen Hodenkrebs gibt es nicht.

Empfehlungen zur Hormontherapie?

In der Embryonalphase können sich – gemäß der Hypothese einige Experten – unter dem Einfluss weiblicher Geschlechtshormone Krebsvorstufen beim männlichen Embryo bilden, die sich später zu klinisch relevanten Hodenkrebszellen entwickeln.
Kommentar: Östrogenhaltige Therapien, besonders die Einnahme der Pille, sollten in der Schwangerschaft unterbleiben.
Da man weiß, dass ein Hodenhochstand ein Risiko für Hodenkrebs darstellt, strebt man so früh wie möglich an, den Hoden in die richtige Lage im Hodensack zu bringen. Dies kann entweder durch eine Hormontherapie oder durch eine Operation geschehen.

Empfehlungen zum Tabak- und Alkoholkonsum?

Auch, wenn nichts über Zusammenhänge von Rauchen und Hodenkrebs bekannt ist, sollten Raucher alles tun, um den Tabakkonsum einzustellen
Kommentar: Es gibt bei der Tabakabhängigkeit physische und psychische Ursachen, die über die Wahl und Erfolgswahrscheinlichkeit einer Methode zur Raucherentwöhnung entscheiden. Eine psychische Abhängigkeit äußert sich darin, dass das Rauchen zu einer Gewohnheit geworden ist; einer physischen Abhängigkeit liegt hingegen eine starke Abhängigkeit vom Nikotinspiegel zu Grunde. Meist liegen beide Abhängigkeiten in einem mehr oder minder starken Verhältnis vor, weswegen bei der Entwöhnung auf beide Ursachen eingegangen werden muss. Rauchern, die das Rauchen aufgeben und Rat und Hilfe in Anspruch nehmen wollen, ist die von der Deutschen Krebshilfe und dem Deutschen Krebsforschungszentrum organisierte Raucher Hotline zu empfehlen (www.tabakkontrolle.de, Tel.: 06221/424224. Mo bis Freitag 14 bis 18 Uhr). Neben einer telefonischen Beratung vermittelt sie Adressen von speziell ausgebildeten Kursleitern, die in Wohnortnähe Tabak-Entwöhnungskurse anbieten. Eine ähnliche „Rauchstopplinie“ bietet die Krebsliga Schweiz in mehreren Sprachen an (Tel.: 0848000181).
Alkohol ist gesundheitsschädigend und fördert die Entwicklung vieler Krebserkrankungen, Speziell für Hodenkrebs gibt es zwar keine Verdachtshinweise, aber dennoch empfiehlt sich Mäßigung beim Alkoholkonsum.
Kommentar: Männer sollten nicht mehr als höchstens 20 g Alkohol täglich trinken. (Frauen rät sie übrigens nur zur Hälfte, also maximal 10 g). Die DGE betont, dass selbst diese Mengen nicht jeden Tag getrunken werden sollten und sagt: „Wer regelmäßig ein bisschen trinkt, kommt letztlich keineswegs besser weg, als jemand, der gelegentlich zu viel Alkohol konsumiert.“

Hodenkrebs: Empfehlungen zur Benutzung von Mobiltelefonen?

Es ist zwar wissenschaftlich nicht erwiesen, dass die von Mobiltelefonen ausgehende Strahlung gesundheitsschädlich, ja sogar krebsfördernd ist, aber dennoch empfehlen Organisationen wie u. a. das Bundesamt für Strahlenschutz Vorsichtsmaßnahmen, da sich Langzeitschäden, einschließlich Hodenkrebs, nicht ausschließen lassen. Die bislang einzige wissenschaftlich nachgewiesene Wirkung hochfrequenter elektromagnetischer Felder auf das Körpergewebe ist die Wärmewirkung.
Empfehlungen für immissionsarmes Telefonieren (modifiziert nach Bundesamt für Strahlenschutz)

  •  Wenn man die Wahl zwischen Festnetz und Handy hat, sollte man das Festnetz bevorzugen.
  • Telefonieren Sie mit einer Freisprecheinrichtung (Kopfhörer, Head-Set), um die Strahlung am Kopf zu reduzieren. Das Handy sollte man in Gürtel- oder Seitentasche, und nicht in der Hosentasche, tragen.
  • Telefonieren Sie, wenn möglich, im UMTS-Modus. Im UMTS-Modus strahlt ein Handy etwa 100mal schwächer als im „üblichen“ GSM-Betrieb.
  • Telefonieren Sie, wenn möglich nur bei guter Empfangsqualität. Bei schlechtem Empfang erhöhen die Geräte automatisch die Sendeleistung. Telefonieren Sie nicht im Auto.
  • Halten Sie beim Verbindungsaufbau das Mobilgerät noch nicht ans Ohr, weil das Handy dann mit voller Leistung sendet.
  • Achten Sie beim Kauf des Mobiltelefons darauf, dass der „Strahlungswert“ SAR klein ist oder kaufen Sie ein UMTS-Gerät. Eine Liste der SAR-Werte von Mobiltelefonen findet man unter: www.handywerte.de
  • Nutzen Sie Headsets. Die Intensität der Felder nimmt meist mit der Entfernung von der Antenne ab.
  • Nutzen Sie die SMS-Möglichkeiten, da Sie dann das Handy nicht am Kopf halten

Empfehlungen zur Vorbeugung mit Medikamenten (Chemoprävention)?

Die medikamentöse und/oder chirurgische Korrektur eines Hochstandes vermindert die Krebsgefahr, denn ein Hodenhochstand zählt zu den Hochrisikofaktoren. Kommt es nicht zu einer Korrektur, besteht ein bis zu 20fach höheres Krebsrisiko.
In manchen Fällen gelingt eine solche Korrektur mit einer speziellen Hormonbehandlung (z. B. mit GnRH und HCG).
Kommentar: Je näher der Hoden am Hodensack liegt, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass der Hoden nach einer Hormontherapie in den Hodensack rutscht. Insgesamt ist die Chance eines Hodenabstiegs auf medikamentösem Wege allerdings nicht groß. Sie beträgt eins zu fünf, also bei jedem fünften mit Hormonen behandeltem Kind gelingt ein Hodenabstieg. Die operative Verlagerung hat größere Erfolgsaussichten und wird deswegen heute allgemein zur Prävention bevorzugt.

Empfehlungen zur Vorbeugung mit chirurgischen Maßnahmen?

Nur in etwa sieben Prozent nimmt der Hoden bei einem Hodenhochstand spontan, d. h. ohne Therapie, von selbst seine normale Lage im Hodensack ein. In allen anderen Fällen ist eine hormonelle Behandlung oder eine chirurgische Korrektur notwendig. Die operative Fixierung des Hodens im Hodensack (Orchidopexie) ist Erfolg versprechender als die Hormontherapie.
Bei der Operation legt der Chirurg den Hoden frei, um diesen dann an den ihn umhüllenden Hautschichten am Hodensack festzunähen. Damit der Hoden nicht zu lange einer erhöhten Temperatur ausgesetzt ist, sollte die operative Korrektur möglichst innerhalb der ersten 12 Monate nach der Geburt erfolgen. Je später die operative Korrektur erfolgt, desto höher ist das Risiko einer Unfruchtbarkeit (Infertilität) und die Gefahr eines Hodenkrebses (Petterson et al 2007). Wurde eine Korrektur im Kindesalter versäumt, ist es ratsam, einen nicht tastbaren Hoden aus Sicherheitsgründen später, auch im Erwachsenenalter, entfernen zu lassen.
Kommentar: Die Operation verringert sowohl das Hodenkrebsrisiko als auch die Gefahr der Zeugungsunfähigkeit; sie verbessert im Übrigen auch die Aussagekraft der Tastuntersuchung und der Sonographie bei Krebs-Früherkennungs-Untersuchungen. Anders als früher, als man die Operation eines Leistenhodens oft erst nach Jahren durchführte, ist man heute der Auffassung, dass der Hoden sehr viel früher, nämlich bis zum ersten Geburtstag in den Hodensack verlagert werden sollte.
Trotz erfolgreicher chirurgischer oder medikamentöser Korrektur besteht ein erhöhtes Restrisiko für eine Hodenkrebserkrankung, weswegen regelmäßige Früherkennungs-Untersuchungen ab der Pubertät notwendig sind. Untersuchungen zur Fertilität sinnvoll.

Empfehlungen zur Psychotherapie?

Nachvollziehbare Studien zur Beeinflussung des Krebsrisikos durch die Psychotherapie gibt es nicht.
Die Diagnose eines Hodenkarzinoms trifft Patienten meistens zu einem Zeitpunkt, an welchem sie mit zukunftsweisenden Lebensthemen wie Familiengründung, beruflicher Aus- und Weiterbildung bzw. Konsolidierung und Aufrechterhaltung partnerschaftlicher Beziehungen konfrontiert sind. Das niedrige Ersterkrankungsalter sowie eine mögliche Spättoxizität der Behandlung erhöhen das Risiko für bleibende psychische Belastungen und Einschränkungen der Lebensqualität (LQ).
Bei sehr vielen Patienten besteht ein Wunsch nach Beratung bei sexuellen Störungen und damit einhergehenden Problemen in der Partnerschaft und bei der Familiengründung. Laut Studien leiden 19–24% der Keimzelltumorpatienten an klinisch relevanter Angst und bis zu 20% an Depressionen, sowohl zu Beginn der Therapie als auch in der Nachsorge. Hinzu kommt das Risiko permanenter sexueller Funktionseinschränkungen.

Quelle und Buchempfehlung:
Krebsprophylaxe für Männer: Personalisierte Krebsvorsorge und Früherkennung

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