ln der Tat sind Töchter von Brustkrebspatientinnen stärker gefährdet als andere Frauen. Man nimmt an, dass mindestens 5 % aller Brustkrebserkrankungen aufgrund einer erblichen Disposition entstehen. Besonders gefährdet sind Frauen, deren Mütter vor dem Klimakterium (auch Wechseljahre genannte) an Brustkrebs erkrankten. Je niedriger das Erkrankungssalter der Mutter, desto höher ist das Brustkrebserkrankungsrisiko für ihre Töchter. Das Risiko ist relativ gering, wenn die Mutter zum Zeitpunkt der Erkrankung über 70 jahre alt war, der Krebs bei ihr lediglich eine Brust befallen hatte, wenn die Krebserkrankung der Mutter auf eine Hormontherapie ansprach und/oder die Krankheit einen »eher gutartigen« Verlauf nahm.
Das „prominente“ Gen BRCA1
Bei den Angehörigen von „Risikofamilien“ lassen sich durch mulekular-genetische Unterstuchung häufig für Brustkrebs disponierenden Gene auf dem Chromosomen 17 feststellen. Am bekanntesten sind die Gene BRCA 1, BRCA 2 und BRCA 3.
Das Brustkrebs-Gen BRCA l ist bei bis zu 5% aller Brustkrebspatientiıınen festzustellen. es ist nicht nur an der Entstehung von Brustkrebs, sondern auch an der Entstehung von Eierstockkrebs beteiligt. In Familien, in denen Brust- oder Eierstockkrebs gehäuft vorkommen, kann man das BRCA 1-Gen extrem häufig feststellen. Dieses Gen wurde auch bei dem bis jetzt „populärsten Krebsfall“ diegnostiziert: Angelina Jolie. Diese sich nach der Diagnose die Brüste entfernen ließ und auch die Eierstöcke.
Welche Gene können noch verantwortlich für Brustkrebs sein?
Neben den BRCA-Genen gibt es noch viele andere zu Brustkrebs prädisponierende Genveränderungen. Es gilt als wahrscheinlich, dass man noch nicht alle für familiären Brustkrebs verantwortlichen Genveränderungen gefunden hat. Um diese brustkrebsprädisponierenden Gene festzustellen, bedarf es spezieller Laboruntersuchungen. Für sie benötigt man Zellen, die man aus dem Blut oder – wenn eine Krebserkrankung vorliegt – aus dem bösartigen Tumor gewinnt. Die Untersuchungen (Gendiagnostik) können in den meisten genetischen Instituten von Universitätskliniken vorgenommen werden, aber auch zunehmend von niedergelassenen Humangenetikern durchgeführt werden.
Weitere Brustkrebs-Faktoren
Ein vermehrtes Vorkommen von Brustkrebs in einzelnen Familien braucht nicht unbedingt für vererbliche Faktoren zu sprechen; vielmehr gibt es in der familiären Umwelt häufig gemeinsam einwirkende, nicht genetisch bedingte Risikofaktoren. Hierzu gehört beispielsweise die Ernährung. Über die therapeutischen Konsequenzen nach Feststellung spezieller genetischer Risiken ist man sich zur Zeit noch nicht einig. Der
Wert einer prophylaktischen Brustentfernung bei diesen gefährdeten Frauen muss im Einzelfall mit dem Arzt entschieden werden. Über die Notwendigkeit besonders häufiger und aufwendiger Vorsorgeuntersuchungen
bei diesen Frauen ist man sich jedoch weltweit einig.
Quelle und mehr Informationen:
Brustkrebs vermeiden (Personalisierte Krebsvorsorge und Früherkennung)
Hermann Delbrück ist Arzt für Hämatologie – Onkologie und Sozialmedizin sowie Rehabilitation und physikalische Therapie und Hochschullehrer für Innere Medizin und Sozialmedizin. Während seiner Laufbahn in der experimentellen, kurativen und vor allem rehabilitativen Onkologie veröffentlichte er mehrere Lehrbücher. Er ist der Herausgeber zahlreicher Ratgeber für Betroffene mit Krebs. Seit seiner Emeritierung 2007 befasst er sich vorrangig mit Fragen der Prävention von Krebs.