Östrogene allein oder in Kombination mit Gestagenen, lindern Beschwerden während der Wechseljahre und senken das Risiko für Knochenbrüche, erhöhen aber gleichzeitig das Brustkrebsrisiko nach den Wechseljahren. Sie beschleunigen den Übergang von Krebsvorstufen (CIS-Karzinome) zu invasiven Brustkrebserkrankungen. Vor den Wechseljahren haben die Geschlechtshormone – wenn überhaupt – nur einen geringen Einfluss auf das Brustkrebsrisiko.
Erhöht eine Schwangerschaft das Erkrankungsrisiko?
Bei einem Drittel der Erkrankten < 35 Jahre entwickelt sich das Karzinom im zeitlichen Zusammenhang mit einer Schwangerschaft (Amant et al. 2013). Die Tumore befinden sich dann häufig schon in einem fortgeschrittenen Ausbreitungsstadium. Dass während einer Schwangerschaft das Brustkrebsrisiko – geringfügig – ansteigt, hat am ehesten hormonelle, möglicherweise auch immunologische Ursachen. Hormonelle Einflüsse sollen der Grund dafür sein, dass kinderlose Frauen sowie Spätgebärende (> 35 Jahre) häufiger an Brustkrebs erkranken. Jede Schwangerschaft, die mindestens einige Monate andauert, soll hingegen das Brustkrebsrisiko vermindern. Der Schutzeffekt soll noch höher sein, wenn gestillt wurde (Beral et al. 2002). Kurzfristig stellt eine Schwangerschaft somit ein Risiko dar, langfristig schützt sie.
Erhöht eine Hormonersatztherapie das Brustkrebsrisiko?
Seit etwa 2002 weiß man, dass die längerfristige Einnahme von Hormonen das Brustkrebsrisiko bei Frauen nach den Wechseljahren erhöht. Längerfristig heißt, mehr als drei Jahre. Auch nach Absetzen der Hormonersatztherapie bleibt das Risiko für einige Zeit erhöht (Beral et al. 2003, Ortmann et al. 2012). Hormone wurden lange zur Behandlung von Beschwerden in den Wechseljahren eingesetzt. Inzwischen haben wissenschaftliche Untersuchungen jedoch nachgewiesen, dass eine längere Hormonbehandlung keineswegs so günstig ist; ja, dass sie einige ernstzunehmende gesundheitliche Nebenwirkungen hat. Neben einer erhöhten Gefährdung für Herzinfarkt, Thromboembolien, Schlaganfällen, Lungenkrebs und Demenz besteht ein erhöhtes Brustkrebsrisiko.
Hat die Antibabypille einen Einfluss?
Gemäß der Nurses Health Study und auch anderer Studien kommt es zu einer sehr geringfügigen Risikoerhöhung (ca. das 1,2-fache verglichen mit gleichaltrigen Frauen, die keine Pille nehmen) (Wiegratz et al. 2011, Schmidmayer et al. 2014, www.iarc.fr). Auch die Gefährdung für Gebärmutterhalskrebs sowie für gutartige Lebertumoren (Leberadenome) steigt, wohingegen das Risiko für Eierstock- sowie Gebärmutterschleimhautkrebs geringfügiger zu sein scheint (Schmidmayer et al. 2014). Diskutiert wird eine gewisse Schutzwirkung vor Darmkrebs.
Fördert Insulin das Tumorwachstum?
Bei stark Übergewichtigen und bei Typ-2-Diabetikern ist der Insulinspiegel im Blut erhöht. Dies soll die Ursache für die bei ihnen häufigeren Krebserkrankungen sein. Insulin reguliert nämlich nicht nur den Zuckerspiegel im Blut, sondern ist auch ein Wachstumsfaktor für Zellen. Da Krebszellen in der Lage sind, deutlich mehr Insulinrezeptoren auszubilden als gesundes Gewebe, vermehren sie sich bei hohem Insulinspiegel besonders rasch. Besonders gefährdet sind Frauen mit Krebsvorstufen und latenten Karzinomen. Die Tumorförderung könnte allerdings auch damit zusammenhängen, dass Insulin den Abbau von Fett hemmt (Garrett et al. 2012). Ob eine Ernährung, die den Blutzucker- und damit auch den Insulinspiegel, stark und lang ansteigen lässt (hoher Glykämischer Index) auch das Krebsrisiko erhöht, wird zunehmend in Erwägung gezogen. Vor Softdrinks, Süßigkeiten und Fast Food, die einen stark und lange anhaltenden Blutzuckeranstieg mit hoher Ausschüttung von Insulin zur Folge haben (hoher Glykämischer Index), wird daher gewarnt.
Hermann Delbrück ist Arzt für Hämatologie – Onkologie und Sozialmedizin sowie Rehabilitation und physikalische Therapie und Hochschullehrer für Innere Medizin und Sozialmedizin. Während seiner Laufbahn in der experimentellen, kurativen und vor allem rehabilitativen Onkologie veröffentlichte er mehrere Lehrbücher. Er ist der Herausgeber zahlreicher Ratgeber für Betroffene mit Krebs. Seit seiner Emeritierung 2007 befasst er sich vorrangig mit Fragen der Prävention von Krebs.