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Darmkrebs Vorbeugung: Naturheilmittel und alternative Heilmethoden

Haben Naturheilmittel einen Einfluss auf das Darmkrebsrisiko?

Vielen Pflanzen werden Inhaltsstoffe nachgesagt, die vor Krebs schützen sollen, z. B. Karotinoide, Ballaststoffe, Flavonoide, Isoflavone, Folsäure, Vitamine C und E, Allium-Bestandteile, Isothiozyanate und viele mehr. Ob, und wenn ja, in welchem Ausmaß sie tatsächlich vor Krebs schützen, ist aber unklar. Aussagekräftige Therapiestudien, die den schulmedizinischen Ansprüchen genügen, gibt es kaum. Problematisch bei Naturheilmitteln ist deren mangelnde Standardisierung. Sie führen mitunter zu nicht vorhersehbaren Interaktionen mit anderen Medikamenten. Ähnliches gilt für die in der Naturheilkunde verwandten Heilmethoden. Zwar kann man bei ihnen keinen direkten Einfluss auf das Krebswachstum nachweisen, doch haben sie insofern einen Stellenwert, da sie zur körperlichen und seelischen Stabilisierung – und somit möglicherweise indirekt zum Krebsschutz – beitragen.
Kommentar: Ein Naturheilmittel muss wegen seiner pflanzlichen Herkunft nicht zwangsläufig ein günstigeres Nutzen-Risiko-Verhältnis haben. Auch für pflanzliche Mittel gilt der Grundsatz, dass, wenn etwas Wirkungen hat, es auch Nebenwirkungen haben kann.

Was ist von Kneipp-Kuren zu erwarten?

Ob durch die Kneipp-Wassertherapie Auswirkungen auf die Krebsentstehung zu erwarten sind, ist fraglich. Hingegen sind positive präventive Effekte bei der von Kneipp vertretenen Ganzheitstherapie auf das physische und seelische Wohlbefinden sehr wahrscheinlich. Dass Mönche nicht nur länger leben, sondern auch seltener an Krebs erkranken, wird u. a. auf deren Lebensweise zurückgeführt, die viele Gemeinsamkeiten mit der von Kneipp propagierten Ordnungstherapie hat. Wichtige Prinzipien dieser Ordnungstherapie, die zu einer bewussten und natürlichen Lebensführung in allen Bereichen führen, sind: Regelmäßiger Schlaf-Wach-Rhythmus, Einhaltung eines Wochenund Jahresrhythmus, Bewegung an der frischen Luft, ein ausgewogenes Maß an Ernährung, geregelte Essenszeiten, sinnvolle und aktive Lebensgestaltung, ein ausgewogener Wechsel von Arbeit und Freizeit, zufrieden stellende soziale Kontakte.
Kommentar: Die von Sebastian Kneipp (1821 – 1897) vertretenen Heilmethoden fordern und fördern die unspezifische Immunabwehr. Positive präventive Effekte der von Kneipp vertretenen Ganzheitstherapie auf das physische und seelische Wohlbefinden sind sehr wahrscheinlich.

Welche Pflanzenstoffe werden in der Naturheilkunde zum Schutz vor Krebs empfohlen?

Die Naturheilkunde kennt zahllose Pflanzen, Salate, Obstsorten, Öle und Getränke, denen eine Krebs hemmende Wirkung nachgesagt wird. Viele enthalten sekundäre Pflanzenstoffe, Antioxidantien oder Hormone, die  – zumindest in Zellkulturen und teilweise auch in Tiermodellen – das Krebszellwachstum hemmen.

  • *Zitronen, Orangen oder Grapefruit enthalten viele Vitamine, die chronische Entzündungen und somit auch die Krebsentstehungen hemmen sollen.
  • *Weiß- und Rotkohl enthalten Allylisothiocanat, eine Biosubstanz, die krebsauslösende Stoffe blockieren soll.
  • *Blaubeeren liefern Delphinidin, das im Laborversuch das Wachstum von Tumorzellen abbremst.
  • *Äpfel enthalten Glycane und Proanthocyanidine, die zu den stärksten Antioxidantien gehören.
  • *Brokkoli und einige Kohlarten bilden Sulforaphane, die den Tod von Krebszellen herbeiführen sollen.
  • *Erdbeeren enthalten Ellagsäure, die Krebs aktivierende Stoffe im Körper hemmen und das Wachstum von Tumorzellen bremsen soll.
  • *Grüner Tee enthält Catechine, Polyphenole und Querzetin, die krebshemmend wirken sollen.
  • *Knoblauch enthält Allicin, das vor Magen- und Speiseröhrenkrebs schützen soll.
  • *Kurkuma enthält Curcumin, das eine schützende Wirkung vor allem gegen Darmkrebs haben soll.
  • *Sojabohnen enthalten Isoflavonoide, die eine Schutzwirkung gegen Brust- und Prostatakrebs haben sollen.
  • *Tomaten enthalten Lycopine, die eine krebshemmende Wirkung vor allem bei Prostatakrebs entfalten sollen.
  • *Weintrauben enthalten Flavoniode, Querzetin und Resveratrol, die gesunde Zellen schützen und Krebszellen ausbremsen sollen.

Schützt grüner Tee vor Krebs?

Grüner Tee ist eine Vorstufe vom schwarzen Tee – beide Sorten entstammen derselben Teepflanze (Amelia sinensis). Während grüner Tee nach dem Pflücken nur kurz erhitzt (z. B. gedämpft) und dann getrocknet wird, durchläuft Schwarztee noch den Prozess der Fermentation. Grüner Tee enthält – ebenso wie viele Früchte und Gemüsesorten – Polyphenole und Katechin sowie Querzetin, denen eine antioxidative, entzündungshemmende und Krebs abwehrende Wirkung nachgesagt wird. Die sanfte Verarbeitung bewahrt beim grünen Tee die wichtigen Inhaltsstoffe und macht ihn besonders bekömmlich. Vor allem in Ostasien ist der Glaube weitverbreitet, dass der Genuss von grünem Tee vor Krebs schütze. Es heißt, dass Grüntee bzw. Grüntee-Extrakt/Epigallokatechingallat vor Adenomen im Dickdarm schützt. Einen wissenschaftlichen Nachweis hierfür gibt es allerdings bislang nicht. Trotz zahlreicher optimistischer Ergebnisse in Zellkulturen lässt sich keine definitiv schützende Wirkung von Grün- oder Schwarztee hinsichtlich des Darmkrebsrisikos ableiten (Sun et al. 2006).
Kommentar: Dass in Regionen mit hohem Teekonsum Darmkrebserkrankungen seltener sind, liegt wahrscheinlich nicht am grünen Tee, sondern an so komplexen Einflüssen wie dem selteneren Übergewicht, der körperlichen Aktivität und der dort fettärmeren Ernährung. Die Ergebnisse deutscher Studien mit Grüntee-Extrakten zur Prävention von Darmkrebs stehen noch aus.

Schützt Knoblauch vor Darmkrebs?

Die häufig gehörte Behauptung und in Zellkulturen beobachtete präventive Wirkung von Knoblauch (Diallylsulfid) ist schwierig nachzuweisen (Milner 2006). Ungesund ist Knoblauch jedoch nicht!

Schützt der häufige Genuss von Äpfeln vor Krebs?

Bei Tierversuchen sollen Mäuse und Ratten, denen Apfelsaft verabreicht wurde, bis zu 50% weniger Darmtumoren entwickeln (Koch et al. 2009). Auch in Zellkulturen wurde bei Apfelsaft-Inhaltsstoffen ein Hemmeffekt auf das Wachstum von Darmkrebszellen festgestellt. Die Ursache hierfür könnten Procynide, Proanthocyanidine, Flavoniode und Glycane sein, die in trübem Apfelsaft in hoher Konzentration enthalten sind. Eine Ernährung, die reich an Obst und Gemüse ist, reduziert zumindest das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Die 650 g Obst und Gemüse, die die Deutsche Gesellschaft für Ernährung pro Tag empfiehlt, sind allerdings kaum zu schaffen? Studien aus anderen Ländern und Empfehlungen legen nahe, dass 400 g schon ausreichen könnten, um die Sterblichkeit zu senken.
Kommentar: Die in der Vergangenheit propagierte Hoffnung auf einen bis zu 30% höheren Schutz bei täglichem Verzehr von fünf Portionen Obst oder Gemüse beruhte auf unzulässigen Verallgemeinerungen aus Zell- oder Tierversuchen („Fünf-am-Tag-Kampagne). Klinische Nachweise einer Krebshemmung stehen bislang aus. Ungesund sind Äpfel jedoch nicht.

Vermindern Lebensmittel aus biologischem Anbau das Krebsrisiko?

Bei bisherigen Analysen wurde in Bio-Lebensmitteln zwar kein eindeutig höherer Nährwert festgestellt, aber weniger Schadstoffe und Rückstände von Pflanzenschutzmitteln als in konventionellen Lebensmitteln entdeckt. Als gesichert darf gelten, dass Bio-Produkte zumindest „weniger ungesund“ als konventionelle Lebensmittel sind. Ein Vorteil der tierischen Bio-Produkte ist, dass sie weniger als konventionelle Fleischwaren mit Antibiotika belastet sind, denn die Massentierhaltung beinhaltet zwangläufig einen routinemäßigen Einsatz von Antibiotika. Der Bio-Bauer muss bei seinen Tieren hingegen „weitestgehend auf Antibiotika verzichten“, so die Richtlinien des EU-Bio-Siegels. Sind diese dennoch notwendig, müssen die Landwirte es dokumentieren. Eine Genehmigung brauchen sie hierfür allerdings nicht. Hat ein Tier Antibiotika bekommen, muss der Bio-Bauer deutlich länger warten, bis er schlachten darf. Das Futter für Bio-Tiere darf auch keine genetisch veränderten Organismen und Erzeugnisse enthalten. Einschränkungen gelten für Verarbeitungshilfsstoffe, Pflanzenschutzmittel, Düngemittel, Bodenverbes
Immer serer und Saatgut. In Bioprodukten lassen sich nahezu keine Pestizid-Rückstände finden, denn Bio-Landwirte dürfen keine chemischsynthetisch hergestellten Pestizide einsetzen. Was viele nicht wissen: Weniger als 4% der in Deutschland verkauften Lebensmittel stammen aus regionaler ökologischer Erzeugung. Mehrheitlich werden Bio-Lebensmittel aus Osteuropa, ja sogar Afrika und Neuseeland, importiert. Ob dort der Anbau, die Düngung, die Konservierung und der Transport den strengen deutschen Schutzbestimmungen genügen und mit Pflanzenschutzmitteln ebenso kontrolliert umgegangen wird, bezweifeln manche Experten.
Kommentar: Wer sich gesünder ernähren will, tut dies eher mit Nahrungsmitteln aus dem biologischen Anbau der Region als mit konventionellen Produkten bzw. Fertiggerichten aus dem Supermarkt.

Was ist bei der Anwendung von Pflanzenschutzmitteln (Herbiziden) zu beachten?

Eine ganze Reihe synthetischer Unkrautvernichtungsmittel steht wegen Gefahr für Gesundheit und Umwelt sowie einer möglichen Resistenzentwicklung auf der Liste für ein generelles Verbot. Im Interesse des Wasser- und Umweltschutzes wird empfohlen, unerwünschten Bewuchs mit mechanischen und thermischen Methoden, wie Hacken oder Kratzen, Hochdruckreiniger oder Abflammgeräten zu beseitigen. Herbizide sollten nicht eingesetzt werden. Der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln ist streng limitiert. Er ist nur auf Flächen erlaubt, die land- oder forstwirtschaftlich sowie gärtnerisch genutzt werden. Ein Herbizidverbot gilt für alle nicht landwirtschaftlich genutzten Flächen, also für Industriegelände, Bahngleise und kommunale Zonen, wie Marktplätze und Friedhofswege. Weiterhin für Pflanzenschutzmittel auf Bürgersteigen, Gehwegen, Hofflächen oder Zufahrten (Pflanzenschutzdienst der Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen).
Kommentar: Erfreulicherweise sind in den letzten Jahren in Deutschland die Schadstoffkonzentrationen im Grundwasser sowie die Pestizidrückstände in Lebensmitteln und die Belastung des Grundwassers mit Nitrat zurückgegangen. Dass es bislang keinen eindeutigen Nachweis für ein erhöhtes Krebsrisiko von Pestizidrückständen gibt, ist kein sicheres Ausschlusskriterium für deren Kanzerogenität. Es fehlen Langzeituntersuchungen sowie Forschungen zu Wechselwirkungen der Pflanzenschutzmittel untereinander und ihrer Abbauprodukte. Bislang richten sich Verdachtshinweise vor allem auf eventuell erhöhte Erkrankungsrisiken für Lymphknoten-, nicht aber für Darmkrebs.

Vorbeugung mit alternativen Heilmethoden und Diäten

Eine Methode wird dann als alternativ bezeichnet, wenn sie  – im Gegensatz zur Schulmedizin – keinen wissenschaftlichen Nachweis ihrer Wirksamkeit erbracht hat, bzw. einen solchen Nachweis durch kontrollierte Studien ablehnt. Schulmedizin definiert sich als evidenzbasierte Therapie, d. h. eine Medizin, die auf wissenschaftlichen Erkenntnissen beruht. Die Vertreter der Alternativmedizin sehen Erfahrungen als ausreichenden Nachweis ihrer Methoden an („Erfahrungsmedizin“). Bei der von ihr zitierten „wissenschaftlichen“ Literatur handelt es sich meist um Arbeiten aus wissenschaftlich nicht anerkannten Zeitschriften. Die von Vertretern der Komplementärmedizin propagierten Methoden sind in der Praxis fast die gleichen wie jene der Alternativmedizin, obwohl sie offiziell vorgeben, nur eine Ergänzung zur schulmedizinischen Behandlung zu sein. Wissenschaftlich fundierte Daten gibt es nicht. Die Alternativmedizin und Komplementärmedizin werden  häufig fälschlich mit der Naturheilkunde und/oder biologischen Therapie gleichgesetzt. Im Wesentlichen handelt es sich bei ihnen aber um Therapieverfahren, die mit „Natur“ wenig zu tun haben. Versprochene Wirkungen fußen häufig auf irrationalen Argumenten, nähren sich nicht selten mehr von Mythen als von abgesicherten Daten, werden dafür aber  in geradezu marktschreierischer Weise angepriesen. Alternative Substanzen sind nicht immer harmlos. Interaktionen mit „schulmedizinischen Medikamenten“ können zu unerwünschten Nebenwirkungen führen. Harmlos – und so gut wie frei von Nebenwirkungen – sind hingegen homöopathische Globuli. Die in der Homöopathie angewandten Heilmethoden (z. B. „Ähnliches durch Ähnliches heilen“, Potenzierung, Verschüttelung, Gleichbehandlung von Krankheiten mit ähnlichen Symptomen) sind mit den üblichen Nachweismethoden der evidenzbasierten Medizin naturwissenschaftlich nicht nachvollziehbar. Neben dem Plazeboeffekt und dem natürlichen Heilungsverlauf scheint der Kontakt mit dem empathischen Arzt der entscheidende Wirkmechanismus der Homöopathie in der Krebsheilkunde zu sein.
Kommentar: Alternative Angebote sind besonders dann abzulehnen, wenn erkennbar ist, dass sie vorwiegend kommerziell motiviert sind. Besondere Skepsis ist angebracht, wenn die Werbung behauptet, „biologisch“ zu sein. In der „biologischen Therapie“, tummeln sich besonders viele Scharlatane und Geldmacher.

Welche Vorstellungen hat die anthroposophische Medizin? Was ist die Misteltherapie?

Die anthroposophische Medizin betrachtet den Menschen nicht ausschließlich als materielles, molekularbiologisches System, sondern nimmt ihn auch als immaterielles Wesen wahr. Das spezifisch Lebendige, Seelische und Geistige des Menschen wird kausal nicht auf molekularbiologische Grundlagen zurückgeführt, sondern auf reale, immaterielle Kräfteorganisationen, die mit den materiellen Stoffen des physischen Organismus wechselwirken und so die Phänomene von Gesundheit und Krankheit wie Krebs mit hervorbringen. Die Misteltherapie nimmt in der anthroposophischen  Tumortherapie insofern eine gewisse Sonderstellung ein, als ihre Wirksamkeit weltanschaulich, d. h. anthroposophisch begründet wird. Die Verwendung der Mistel geht auf Rudolf Steiner, dem Begründer der Anthroposophie (um 1920), zurück. Sie steht im Zusammenhang mit einer geistigen Neuorientierung. Steiner sah die Ursachen der Krebsentstehung »in einer Revolution physischer Kräfte und einem Mangel an Ätherkräften«. Unklar ist, ob durch die in den Mistelextrakten enthaltenen biologisch aktiven Lektinen, Viscotoxinen, Flavonoiden und Membranlipiden tatsächlich diejenigen Zellen stimuliert werden, die in der Tumorzellabwehr von Bedeutung sind. Möglicherweise können auch bedeutungslose, ja sogar tumorfördernde Zellen stimuliert werden. Die schulmedizinische Forschung in der Immuntherapie zielt eher auf die Entwicklung ganz spezifisch wirkender Medikamente hin. Die Befürworter einer Misteltherapie gehen hingegen davon aus, dass diese in jedem Stadium der Krebserkrankung hilfreich ist.
Kommentar: Die so genannte Schulmedizin steht der Misteltherapie nach wie vor skeptisch, wenn nicht gar ablehnend gegenüber. Zwar konnten Wissenschaftler eine gewisse Immunwirkung der Mistel in Zellkulturen nachweisen, aber die bislang vorgelegten Therapiestudien über eine Wirksamkeit der Mistelpräparate beim Menschen halten den strengen Anforderungen der Arzneimittelforschung und der Qualitätskontrolle nicht stand. Wirkung und Wirksamkeit werden fälschlich gleichgesetzt.

Was ist von der orthomolekularen Krebsprävention zu halten?

Die orthomolekulare Medizin ist eine maßgeblich von dem amerikanischen Chemiker und Nobelpreisträger Linus Pauling beeinflusste alternativmedizinische Ernährungsweise, in deren Mittelpunkt die Verwendung von Vitaminen, Mineralstoffen und Spurenelementen zur Vermeidung und Behandlung von Krankheiten steht. Im Regelfall empfiehlt die orthomolekulare Medizin eine wesentlich höhere tägliche Zufuhr an Vitaminen und Mineralstoffen als es naturwissenschaftliche Erkenntnisse rechtfertigen. Für die Mehrheit der eingesetzten Stoffe existieren  keine Doppelblindstudien, die Nutzen, Nebenwirkungen und Gefahren dokumentieren und den tatsächlichen Bedarf jedes einzelnen Stoffes bestimmen.
Kommentar: Es mehren sich Studien, die unerwünschte Nebenwirkungen, u. a. auch erhöhte Krebsrisiken nach hochdosierter Einnahme von Vitamin- und Spurenelementen nachweisen. Trotzdem wurden die orthomolekularen Ideen von Linus Pauling von einigen Pharmafirmen und Apotheken aufgegriffen, um die Zuführung von Vitalstoffen über Nahrungsergänzungsmittel und diätetische Lebensmitteln in großem Stil zu propagieren und zu vermarkten.

Was ist von Heilkräutern und -pilzen aus dem Fernen Osten zu halten?

In der traditionellen asiatischen Heilkunde wird eine Reihe von Heilkräutern und Pilzen zur Abwehr und Stärkung gegen verschiedene Erkrankungen – so auch gegen Prostatakrebs – verwendet (z. B. Ganoderma, Shitake, Maitake, Coriolus und Agaricus). Für Heilkräuter, Pilze und Kräutertees aus Ostasien gelten spezielle Sicherheitsbedenken, da in ihnen immer wieder auch giftige Beimischungen, wie Pestizide, Pyrrolizidinalkaloide und Schwermetalle mit potentiell kanzerogener Wirkung, festgestellt werden. Mit Pflanzenschutzmitteln wird in China noch relativ sorglos umgegangen. Häufig kommt es zu Leberschäden nach Einnahme dieser Präparate, die nicht dem hiesigen Lebensmittelrecht genügen.
Kommentar: Einen wissenschaftlichen Nachweis für eine präventive Wirkung gibt es  nicht. Aus China kommen zahlreiche Studienergebnisse, die grundsätzlich positiv sind und allein schon deshalb einen fragwürdigen Ruf haben.

Bieten alternative Diäten einen Schutz?

Nach allem, was die Wissenschaft heute weiß, gibt es keine Ernährungsform, mit der sich eine Krebserkrankung gezielt verhindern oder sogar heilen ließe. Trotzdem vermitteln Anbieter bestimmter „Krebsdiäten“ immer wieder den Eindruck, dies genau vermag ihr Angebot. Die im Folgenden kommentierten „Krebsdiäten“ stellen nur willkürliche Beispiele im deutschsprachigen Raum dar.

Rohkost

Grundgedanke ist, dass bei der Verarbeitung Schadstoffe entstehen, die zur Tumorentstehung beitragen. In der Extremform (Instinkternährung nach Burger) werden alle Nahrungsmittel (also auch Fisch und Fleisch) roh verzehrt.
Kommentar: Die zugrunde liegenden Hypothesen entsprechen nicht den in der Wissenschaft anerkannten Fakten der Kanzerogenese. Gegen eine moderate Rohkost ist allerdings dann nichts einzuwenden, wenn Patienten diese mögen und vertragen (Ausnahme sind stark abwehrgeschwächte Patienten).

Heilfasten (nach Buchinger)

Buchinger war der Ansicht, dass Krebs durch eine Vergiftung des Körpers entstehe, weswegen er eine Reinigung des Organismus mittels Fasten empfahl. Er propagierte eine mehrstufige Diät, beginnend mit einer Energiezufuhr von ca. 600 kcal/Tag, bestehend aus Früchten und Getreide, einer folgenden Phase des kompletten Fastens und Abführmaßnahmen, und hiernach ein Nahrungsaufbau über 800 bis 1200 kcal/Tag.
Kommentar: Ein „Aushungern“ des Krebses ist nach naturwissenschaftlichen Vorstellungen kaum möglich. Die zugrunde liegenden Hypothesen entsprechen nicht den in der Wissenschaft anerkannten Fakten der Kanzerogenese.

FX-Mayr-Kur

Bei dieser „Kur“ handelt es sich im Wesentlichen um modifiziertes Fasten, mit dem Ziel, die „Entschlackung“ des Körpers von Giftstoffen zu erreichen. Die „Entschlackung“ und „Entsäuerung“ erfolgt durch morgendliche Trinkkuren, Glauber- oder Bittersalz zur „Sanierung“ des Darms, und wird durch Darmeinläufe unterstützt.
Kommentar und Empfehlung: Die „Kur“ und die Darmreinigung führen zu einem zeitweiligen Gewichtsverlust und einer Verbesserung des subjektiven Wohlbefindens. Die wiederholte Einnahme von Abführmitteln kann jedoch die natürliche Verdauungsfunktionbeeinträchtigen. Eine Beeinflussung des Krebsrisikos ist nicht bekannt

Breuß „Krebskur – Total“

In der Krebstherapie des Rudolf Breuß (1899 – 1990) wird eine mindestens 42 Tage währende Fastenkur vorgeschlagen. Durch den Eiweißentzug und die Zufuhr von Flüssigkeiten und Mineralien komme es zu einer Giftausscheidung. Krebszellen würden deswegen absterben, sagt der Autor dieser Diät.
Kommentar: Studien mit der Frage einer Wirkung auf die Krebsentstehung existieren nicht. Die zugrunde liegenden Hypothesen sind nicht nachvollziehbar und entsprechen nicht den in der Wissenschaft anerkannten Fakten der Kanzerogenese.

Öl-Eiweiß-Kost nach Budwig

Nach Frau Dr. Budwig (1908 – 2003) entsteht Krebs durch ein Übermaß an gesättigten und einem Mangel an ungesättigten Fettsäuren, woraus ein Sauerstoffmangel resultiere. Die in vielen Reformhäusern vertriebene, Leinöl und Quark enthaltene Kost soll die Tumorzellen vom anaeroben wieder in den aeroben Stoffwechsel überführen. Als Getränke werden Gemüse- und Obstsäfte bevorzugt. Weißer Zucker sei negativ, heißt es in der Diät.
Kommentar: Zur Budwig-Diät gibt es weder Studien noch wissenschaftliche Publikationen mit einem Wirksamkeitsnachweis. Die zugrunde liegenden Hypothesen entsprechen nicht den in der Wissenschaft anerkannten Fakten der Kanzerogenese.

Gerson-Diät

Nach Gerson (1881–1959) entwickelt sich Krebs durch ein Ungleichgewicht von Kalium und Natrium. Um Natrium auszuschwemmen wird eine streng salzarme, vegetarische Kost mit Obst- und Gemüsesäften empfohlen. Tierische Fette und Eiweiße dürfen nur in geringen Mengen aufgenommen werden. Zur Entgiftung erfolgen Kaffee-Einläufe.
Kommentar: Es existiert kein Nachweis einer krebspräventiven Wirkung. Die zugrunde liegenden Hypothesen entsprechen nicht den in der Wissenschaft anerkannten Fakten der Kanzerogenese.

Makrobiotik

Die Begründer Oshawa und Kushi verstanden Krankheiten als Resultat eines Ungleichgewichts von Yin und Yang. Die von ihnen empfohlene Ernährung sollte ein ausgeglichenes Verhältnis sichern. Milch und Milchprodukte, Fleisch, Konserven und Tiefkühlkost werden abgelehnt. Kushi modifizierte die Makrobiotik und empfahl für westliche Länder eine Ernährung mit 50% Getreide, 15% Gemüse, 13% pflanzlichem Eiweiß und kleinen Mengen an Fisch. In modernen Varianten werden außerdem Hühnereier erlaubt, um den Vitamin B12-Gehalt in der Ernährung zu erhöhen.
Kommentar: Bei der strengen makrobiotischen Diät sind Todesfälle nachgewiesen worden, wohingegen gegen die modifizierte Makrobiotik nichts einzuwenden ist. Sie ist sicherlich weniger ungesund als eine fleischreiche Ernährung.

Kohlenhydratarme Krebsdiät nach Dr. J. Coy und ketogene Kost

Die ketogene Kost baut auf der Hypothese auf, dass man den Tumor „aushungern“ könne, wenn man ihm keine Kohlenhydrate zur Energieversorgung zur Verfügung stellt. Nahrungsmittel aus komplexen Kohlenhydraten wie Brot und Kartoffeln dürfen bei dieser Diät nur eingeschränkt verzehrt werden. Vorwiegende Energielieferanten sind Fette und Proteine. Bei den Fetten sind pflanzliche Öle und Fisch (Omega-3-Fettsäuren) zu bevorzugen.
Kommentar: Prospektiv kontrollierte Studien, die den Einfluss einer kohlenhydratarmen bzw. ketogenen Kost auf die Tumorentwicklung bestätigen, gibt es nicht. Folgen der ketogenen Kost können Übelkeit, Appetitmangel, Gewichtsverlust und viele andere Beschwerden sein. Die zugrunde liegenden Hypothesen entsprechen nicht den heute in der Wissenschaft anerkannten Fakten der Kanzerogenese.

Symbioselenkung

Unter einer Symbioselenkung verstehen Anhänger von „biologischen Therapien“ eine „Reharmonisierung der Lebensgemeinschaft zwischen dem Menschen und den Bakterien seines Magen-Darmtraktes“. Die Abwehrkräfte des Körpers sollen hierdurch angeregt und verbessert werden. Eine Symbioselenkung könne man durch Änderung der Lebensweise, Vermeidung von Umweltbelastungen und geringerem Verbrauch von Medikamenten und Genussmitteln erreichen, da diese das harmonische Gleichgewicht zwischen Mensch und Mikroben im Darm zerstören. Zur Stimulierung des Immunsystems werden „Gesundheitsbakterien“ über Nase oder Mund verabreicht.
Kommentar: Ein Krebsschutz konnte niemals mit dieser Diät nachgewiesen werden, obwohl die Bakterienbesiedlung des Darms (Mikrobiom) wahrscheinlich mit eine Rolle bei der Immunabwehr spielt, und Störungen der Mikroflora mit zahlreichen Erkrankungen assoziiert sind, darunter Adipositas und Diabetes; nach Meinung einiger Forscher auch mit Krebs. Nicht nur die Ernährung, sondern auch die Gene eines Menschen bestimmen die Zusammensetzung seines intestinalen Mikrobioms. Fest steht, dass durch eine ungesunde Ernährung, zum Beispiel mit Süßstoffen und der Einnahme von Antibiotika wir der Darmflora schaden. Dann siedeln sich dort die falschen Bakterien an, was  fatale Folgen für die Gesundheit haben kann.

Wirkt sich die Traditionelle Chinesische Medizin (TCM) präventiv aus?

Während die westliche Medizin eher kausal und kurativ orientiert ist, verfolgt die Traditionelle Chinesische Medizin eher präventive Ziele, was viele Menschen im Westen missverstehen und sich deshalb von ihr abwenden. Wichtiger Bestandteil der TCM sind Akupunktur, Bewegung, Massagen, Meditation, Pflanzenheilkunde, Ernährung sowie Tai Chi und Qigong. Ziel ist die Harmonisierung von Yin und Yang. Nach diesem Ziel sollen sich Lebensstil und Lebensmittelauswahl richten. Die fünf Elemente spielen dabei eine wichtige Rolle. Qigong wirkt laut zahlreichen klinischen bzw. experimentellen Studien positiv auf Atem-, Nerven-, Verdauungs- und Kreislaufsystem, und wird inzwischen in vielen westlichen Ländern bei der allgemeinen Prävention zur Gesunderhaltung eingesetzt. Bei den Übungen werden gleichzeitig drei Aspekte trainiert, nämlich Körperbewegung bzw. Ruhehaltungen, Atem und Imagination bzw. Bewusstsein.
Kommentar: Der in der TCM empfohlene Lebensstil und die Ernährung wirken sich positiv auf die Gesundheit aus. Ob sie auch vor Krebs schützen, ist nicht nachgewiesen, aber schädlich ist die TCM sicherlich nicht.

Was ist von den ayurvedischen Therapien zur Krebsprävention zu halten?

Die ayurvedische Medizin hat nur wenig mit Wellness zu tun, oder Esoterik, wie sie zunehmend von primär kommerziell ausgerichteten Institutionen angeboten werden. Empfehlungen zum Lebensstil und komplexe Phytotherapien stehen in der Ayurveda-Medizin im Vordergrund.  Ziel ist der Erhalt und die Wiederherstellung eines harmonischen Gleichgewichts zwischen Körper, Geist und Seele. Klinische Studienmit ausreichender Aussagekraft für eine präventive Wirkung bei Krebserkrankungen gibt es allerdings nicht. In der ayurvedischen Medizin wird seit Jahrtausenden ein bestimmtes Gewürz (Gelbwurz = Curcumin) verwendet, das stark entzündungshemmend wirkt. Es soll die Ursache dafür sein, dass die Entstehung von Darmpolypen gehemmt und Darmkrebs vorgebeugt wird.
Kommentar: Indische Kliniken und Universitäten haben in Studien die Wirksamkeit von Ayurveda zwar belegt, aber diese Studien erfüllen nicht die Kriterien wissenschaftlicher Sorgfalt, wie sie in Deutschland gefordert werden.

Quelle und Leseempfehlung zur Darmkrebs-Vorsorge:

Darmkrebs vermeiden (Personalisierte Krebsvorsorge und Früherkennung)

 

 

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