Eine Methode wird dann als alternativ bezeichnet, wenn sie – im Gegensatz zur Schulmedizin – keinen wissenschaftlichen Nachweis ihrer Wirksamkeit erbracht hat, bzw. einen solchen Nachweis durch kontrollierte Studien ablehnt. Schulmedizin definiert sich als evidenzbasierte Therapie, d. h. eine Medizin, die auf wissenschaftlichen Erkenntnissen beruht.
Die Vertreter der Alternativmedizin sehen Erfahrungen als ausreichenden Nachweis ihrer Methoden an („Erfahrungsmedizin“). Bei der von ihnen zitierten „wissenschaftlichen“ Literatur handelt es sich meist um Arbeiten aus wissenschaftlich nicht anerkannten Zeitschriften. Die von Vertretern der Komplementärmedizin propagierten Methoden sind in der Praxis weitgehend die gleichen wie jene der Alternativmedizin, obwohl sie offiziell vorgeben, nur eine Ergänzung zur schulmedizinischen Behandlung mit meist aus der Naturheilkunde und Erfahrungsmedizin stammenden Methoden zu sein.
Wissenschaftlich fundierte Daten gibt es nicht!
Alternativ- und Komplementärmedizin werden häufig fälschlich mit der Naturheilkunde und/oder biologischen Therapie gleichgesetzt. Im Wesentlichen handelt es sich bei ihnen aber um Therapieverfahren, die mit der „Natur“ wenig zu tun haben. Versprochene Wirkungen fußen häufig auf irrationalen Argumenten, nähren sich nicht selten mehr von Mythen als von abgesicherten Daten, werden dafür aber in geradezu marktschreierischer Weise von kommerziellen Interessenvertretern angepriesen.
Alternative Substanzen sind nicht immer harmlos!
Interaktionen mit „schulmedizinischen“ Präparaten können zu unerwünschten Nebenwirkungen führen. Harmlos und so gut wie frei von Nebenwirkungen sind hingegen homöopathische Globuli. Die in der Homöopathie angewandten Heilmethoden (z. B. „Ähnliches durch Ähnliches“ zu heilen, Potenzierung, Verschüttelung, Gleichbehandlung von Krankheiten mit ähnlichen Symptomen) sind mit den üblichen Nachweismethoden der evidenzbasierten Medizin naturwissenschaftlich nicht nachvollziehbar. Neben dem Plazeboeffekt und dem natürlichen Heilungsverlauf scheint der Kontakt mit dem empathischen Arzt der entscheidende Wirkmechanismus der Homöopathie in der Krebsheilkunde zu sein. Fazit und
Kommentar: Alternative Angebote sind besonders dann abzulehnen, wenn erkennbar ist, dass sie vorwiegend kommerziell motiviert sind. Besondere Skepsis ist angebracht, wenn die Werbung behauptet, „biologisch“ zu sein. In der „biologischen Therapie“ tummeln sich besonders viele Scharlatane und Geldmacher.
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Beispiele für unbewiesene Heilmethoden, die auch in der Krebsprävention Anwendung finden:
- Homöopathie
- Anthroposophische Medizin
- Traditionelle Chinesische Medizin (TCM)
- Akupunktur
- Fußreflexzonenmassage
- Neuraltherapie
- Orthomolekulare Therapie
- Eigenblutbehandlung
- Eigenharnbehandlung
- Bachblütentherapie
- Sauerstoffmehrschritt-Therapie
- Frischzellen
- Ozontherapie
- Diäten
- Immunmodulation
- Symbioselenkung
- Irisdiagnostik
- Erdstrahlen
Welche Vorstellungen hat die anthroposophische Medizin?
Was ist von der Mistel zu halten, die vor Krebs schützen soll?
Die anthroposophische Medizin betrachtet den Menschen nicht ausschließlich als materielles, molekularbiologisches System, sondern nimmt ihn auch als immaterielles Wesen wahr. Das spezifisch Lebendige, Seelische und Geistige des Menschen wird kausal nicht auf molekularbiologische Grundlagen zurückgeführt, sondern auf reale, immaterielle Kräfteorganisationen, die mit den materiellen Stoffen des physischen Organismus wechselwirken und so die Phänomene von Gesundheit und Krankheit, wie Krebs, mit hervorbringen. Die Krebskrankheit entsteht durch ein Überwiegen des oberen Nervus-Sinnes-Systems mit resultierender „kalter Sklerose“ und Tumorbildungstendenz. Die Misteltherapie nimmt in der alternativen Tumortherapie insofern eine gewisse Sonderstellung ein, als ihre Wirksamkeit weltanschaulich, d. h. anthroposophisch begründet wird. Die Verwendung der Mistel geht auf Rudolf Steiner zurück. Sie steht im Zusammenhang mit einer geistigen Neuorientierung. Steiner sah die Ursachen der Krebsentstehung »in einer Revolution physischer Kräfte und einem Mangel an Ätherkräften«. Die Mistel soll Immunzellen stimulieren. Unklar ist, ob tatsächlich diejenigen Zellen stimuliert werden, die in der Tumorzellabwehr von Bedeutung sind. Möglicherweise können auch bedeutungslose, ja sogar Tumor fördernde Zellen stimuliert werden. Während die schulmedizinische Forschungsstrategie in der Immuntherapie eher auf die Entwicklung ganz spezifisch wirkender Medikamente abzielt, gehen die Befürworter einer Misteltherapie davon aus, dass diese in jedem Stadium der Krebserkrankung hilfreich ist. Sie weisen vor allem auf eine Besserung des Allgemeinzustandes und der Lebensqualität hin.
Fazit und Kommentar: Die so genannte Schulmedizin steht der Misteltherapie skeptisch, wenn nicht gar ablehnend gegenüber. Zwar konnten Wissenschaftler eine gewisse Immunwirkung der Mistel in Zellkulturen nachweisen, aber die bislang vorgelegten Therapiestudien über eine Wirksamkeit der Mistelpräparate beim Menschen halten den strengen Anforderungen der modernen Qualitätssicherung nicht stand. Wirkung und Wirksamkeit werden fälschlich gleichgesetzt.
Was ist von der orthomolekularen Krebsprävention zu halten?
Die orthomolekulare Medizin ist eine maßgeblich von dem amerikanischen Chemiker und Nobelpreisträger Linus Pauling beeinflusste alternativmedizinische Ernährungsweise, in deren Mittelpunkt die Verwendung von Vitaminen, Mineralstoffen und Spurenelementen zur Vermeidung und Behandlung von Krankheiten steht. Im Regelfall empfiehlt die orthomolekulare Medizin eine wesentlich höhere tägliche Zufuhr an Vitaminen und Mineralstoffen, als es naturwissenschaftliche Erkenntnisse rechtfertigen. Für die Mehrheit der eingesetzten Stoffe existieren keine Doppelblindstudien, die Nutzen, Nebenwirkungen und Gefahren dokumentieren und den tatsächlichen Bedarf jedes einzelnen Stoffes bestimmen.
Fazit und Kommentar: Es mehren sich Studien, die unerwünschte Nebenwirkungen, u. a. auch erhöhte Krebsrisiken nach hochdosierter Einnahme von Vitamin- und Spurenelementen nachweisen. Trotzdem wurden die orthomolekularen Ideen von Linus Pauling von einigen Pharmafirmen und Apotheken aufgegriffen, um die Zuführung von Vitalstoffen über Nahrungsergänzungsmittel und diätetische Lebensmitteln in großem Stil zu propagieren und zu vermarkten.
Bieten alternative Diäten einen Schutz?
Nach allem, was die Wissenschaft heute weiß, gibt es keine Ernährungsform, mit der sich eine Krebserkrankung gezielt verhindern oder sogar heilen ließe. Trotzdem vermitteln Anbieter bestimmter „Krebsdiäten“ immer wieder den Eindruck, dass dies genau ihr Angebot vermag. Die im Folgenden kommentierten „Krebsdiäten“ stellen nur willkürliche Beispiele im deutschsprachigen Raum dar.
Rohkost als Krebsvorsorge
Grundgedanke ist, dass bei der Verarbeitung Schadstoffe entstehen, die zur Tumorentstehung beitragen. In der Extremform (Instinkternährung nach Burger) werden alle Nahrungsmittel (also auch Fisch und Fleisch) roh verzehrt.
Fazit und Kommentar: Die zugrunde liegenden Hypothesen entsprechen nicht den in der Wissenschaft anerkannten Fakten der Kanzerogenese. Gegen eine moderate Rohkost ist allerdings dann nichts einzuwenden, wenn Patienten diese mögen und vertragen (Ausnahme sind stark abwehrgeschwächte Patienten).
Heilfasten (nach Otto Buchinger) als Krebsvorsorge
Otto Buchinger war der Ansicht, dass Krebs durch eine Vergiftung des Körpers entstehe, weswegen er eine Reinigung des Organismus mittels Fasten empfahl. Er propagierte hierfür eine mehrstufige Diät, beginnend mit einer Energiezufuhr von ca. 600 kcal/Tag, bestehend aus Früchten und Getreide, gefolgt von einer Phase des kompletten Fastens und hiernach einem Nahrungsaufbau über 800 kcal/Tag und 1200 kcal/Tag.
Fazit und Kommentar: Ein „Aushungern“ des Krebses ist nach naturwissenschaftlichen Vorstellungen kaum möglich.
F.X.-Mayr-Kur als Krebsvorsorge
Bei dieser „Kur“ handelt es sich im Wesentlichen um modifiziertes Fasten mit dem Ziel der „Entschlackung“ des Körpers von Giftstoffen. Die „Entschlackung“ und „Entsäuerung“ erfolgt durch morgendliche Trinkkuren, Glaubersalz oder anderem Bittersalz; die „Sanierung“ des Darms wird durch Darmeinläufe unterstützt.
Fazit und Kommentar: Kur- und die Darmreinigung führen zu einem zeitweiligen Gewichtsverlust und zu einer Verbesserung des subjektiven Wohlbefindens. Die wiederholte Einnahme von Abführmitteln kann jedoch die natürliche Verdauungsfunktion beeinträchtigen. Eine Beeinflussung des Krebsrisikos ist nicht bekannt.
Breuß „Krebskur – Total“
Es wird eine über mindestens 42 Tage dauernde Fastenkur vorgeschlagen. Durch den Eiweißentzug und die Zufuhr von Flüssigkeiten und Mineralien komme es zu einer Giftausscheidung und Krebszellen würden deswegen absterben, sagt der Autor dieser Diät, Rudolf Breuß.
Fazit und Kommentar: Studien mit der Frage einer Wirkung auf die Krebsentstehung existieren nicht. Die zugrunde liegenden Hypothesen sind nicht nachvollziehbar und entsprechen nicht den in der Wissenschaft anerkannten Fakten der Kanzerogenese.
Öl-Eiweiß-Kost nach Johanna Budwig als Krebsvorsorge
Nach Johanna Budwig entsteht Krebs durch ein Übermaß an gesättigten und einen Mangel an ungesättigten Fettsäuren, woraus ein Sauerstoffmangel resultiert. Die in vielen Reformhäusern vertriebene Leinöl und Quark enthaltene Kost soll die Tumorzellen vom anaeroben wieder in den aeroben Stoffwechsel überführen. Als Getränke werden Gemüse- und Obstsäfte bevorzugt. Weißer Zucker sei negativ, heißt es in der Diät.
Fazit und Kommentar: Es gibt weder Studien noch wissenschaftliche Publikationen mit einem Wirksamkeitsnachweis. Die zugrunde liegenden Hypothesen entsprechen nicht den in der Wissenschaft anerkannten Fakten der Kanzerogenese.
Gerson-Diät als Krebsvorsorge
Nach Max Gerson entwickelt sich Krebs durch ein Ungleichgewicht von Kalium und Natrium. Um Natrium auszuschwemmen wird eine streng salzarme, vegetarische Kost mit Obst- und Gemüsesäften empfohlen. Tierische Fette und Eiweiße dürfen nur in geringen Mengen aufgenommen werden. Zur Entgiftung erfolgen Kaffeeeinläufe.
Fazit und Kommentar: Es existiert kein Nachweis einer krebspräventiven Wirkung. Die zugrunde liegenden Hypothesen entsprechen nicht den in der Wissenschaft anerkannten Fakten der Kanzerogenese.
Makrobiotik zur Krebsvorsorge
Die Begründer Georges Oshawa und Michio Kushi verstanden Krankheiten als Resultat eines Ungleichgewichts von Yin und Yang. Die von ihnen empfohlene Ernährung sollte ein ausgeglichenes Verhältnis von Yin und Yang sichern. Milch und Milchprodukte, Fleisch, Konserven und Tiefkühlkost werden abgelehnt. Kushi modifizierte die Makrobiotik und empfiehlt für westliche Länder eine Ernährung mit 50 % Getreide, 15 % Gemüse, 13 % pflanzlichem Eiweiß und kleinen Mengen Fisch. In modernen Varianten werden außerdem Hühnereier erlaubt, um den Vitamin B12-Gehalt in der Ernährung zu erhöhen.
Fazit und Kommentar: Unter der strengen makrobiotischen Diät sind Todesfälle beschrieben worden, während gegen die modifizierte Makrobiotik von Kushi nichts einzuwenden ist. Sie ist sicherlich weniger ungesund als eine zu fleischreiche Ernährung.
Kohlenhydratarme Krebsdiät nach Dr. J. Coy und ketogene Kost
Die ketogene Kost baut auf der Hypothese auf, dass man den Tumor „aushungern“ kann, wenn man ihm keine Kohlenhydrate zur Energieversorgung zur Verfügung stellt. Nahrungsmittel aus komplexen Kohlenhydraten wie Brot und Kartoffeln dürfen bei dieser Diät nur eingeschränkt verzehrt werden. Vorwiegende Energielieferanten sind Fette und Proteine. Bei den Fetten sind pflanzliche Öle und Fisch (Omega-3-Fettsäuren) zu bevorzugen.
Fazit und Kommentar: Prospektiv kontrollierte Studien, die den Einfluss einer kohlenhydratarmen bzw. ketogenen Kost auf die Tumorentwicklung bestätigen, gibt es nicht. Folgen der ketogenen Kost können Übelkeit, Appetitmangel, Gewichtsverlust und viele andere Beschwerden sein. Die Diät ist für Viele sehr belastend und kann die Lebensqualität einschränken. Die zugrunde liegenden Hypothesen entsprechen nicht den heute in der Wissenschaft anerkannten Fakten der Kanzerogenese.
Symbioselenkung als Krebsvorsorge
Unter einer Symbioselenkung verstehen Anhänger von »biologischen Therapien« eine »Reharmonisierung der Lebensgemeinschaft zwischen dem Menschen und den Bakterien seines Magen-Darm-Traktes«. Die Abwehrkräfte des Körpers sollen hierdurch angeregt und verbessert werden. Eine Symbioselenkung könne man durch Änderung der Lebensweise, Vermeidung von Umweltbelastungen und geringeren Verbrauch von Medikamenten und Genussmitteln erreichen, da diese das harmonische Gleichgewicht zwischen Mensch und Mikroben im Darm zerstören, sagen sie. Zur Stimulierung des Immunsystems werden »Gesundheitsbakterien« über Nase oder Mund verabreicht.
Fazit und Kommentar: Ein Krebsschutz konnte niemals mit dieser Diät nachgewiesen werden, obwohl die Bakterienbesiedlung des Darms (Mikrobiom) wahrscheinlich mit eine Rolle bei der Immunabwehr spielt, und Störungen der Mikroflora mit zahlreichen Erkrankungen assoziiert sind. Nicht nur die Ernährung, sondern auch die Gene eines Menschen bestimmen die Zusammensetzung seines intestinalen Mikrobioms.
Wirkt sich die Traditionelle Chinesische Medizin (TCM) präventiv aus?
Wichtige Bestandteile der TCM sind die Akupunktur, Bewegung, Massagen, Meditation, Pflanzenheilkunde und Ernährung sowie Tai Chi und Qigong. Ziel ist die Harmonisierung von Yin und Yang. Nach diesem Ziel sollen sich Lebensstil und optimale Lebensmittelauswahl richten. Die fünf Elemente spielen dabei eine wichtige Rolle. Qigong soll sich positiv auf Atem-, Nerven-, Verdauungs- und Kreislaufsystem auswirken und wird inzwischen in vielen westlichen Ländern zur Gesunderhaltung eingesetzt. Bei den Übungen werden gleichzeitig drei Aspekte trainiert, nämlich Körperbewegung (bzw. Ruhehaltungen), Atem und Imagination (bzw. Bewusstsein).
Fazit und Kommentar: Während die westliche Medizin eher kausal und kurativ orientiert ist, verfolgt die Traditionelle Chinesische Medizin mehr präventive Ziele, was viele Menschen im Westen missverstehen und sich deshalb von ihr abwenden. Der in der TCM empfohlene Lebensstil und die Ernährung wirken sich positiv auf die Gesundheit aus. Ob sie auch vor Krebs schützen, ist nicht nachgewiesen. Schädlich ist die TCM sicher nicht.
Was ist von den ayurvedischen Therapien zur Krebsprävention zu halten?
Die ayurvedische Medizin hat nur wenig mit Wellness-Maßnahmen zu tun, wie sie zunehmend von kommerziell ausgerichteten Institutionen angeboten werden. Empfehlungen zum Lebensstil sowie komplexe Phytotherapien stehen im Vordergrund. Ziel ist der Erhalt und die Wiederherstellung eines harmonischen Gleichgewichts zwischen Körper, Geist und Seele.
Fazit und Kommentar: Klinische Studien für eine präventive Wirkung bei Krebserkrankungen gibt es nicht. Indische Kliniken und Universitäten haben in Studien die Wirksamkeit von Ayurveda zwar zu belegen versucht, aber diese Studien erfüllen nicht die Kriterien wissenschaftlicher Sorgfalt, wie sie in Deutschland gefordert wird.
Was ist mit sonstigen heilversprechenden IGeL-Leistungen?
Mir wurden von meinem Arzt und der Apotheke sehr „wirksame“ Maßnahmen zur Krebsprophylaxe angeboten, deren Kosten allerdings nicht von den Krankenkassen erstattet werden (IGel-Leistungen)?
Zunehmend werden Ratsuchenden – leider auch von einigen Ärzten – therapeutische und diagnostische Leistungen angeboten, deren Nutzen und Notwendigkeit nicht eindeutig belegt ist und die deswegen von den Betroffenen selber bezahlt werden müssen (IGel = individuelle Gesundheitsleistungen). Oft ist es für den Laien schwierig zu unterscheiden, ob die Angebote seriös sind oder nur der Profitgedanke dahintersteckt. Oft geht es nämlich bei den „IGel-Anbietern“ um das Geschäft mit der Angst. Ehe Sie für IGel-Leistungen Geld ausgeben, sollten Sie sich Bedenkzeit erbitten, eine zweite Meinung einholen, und sich informieren, ob die Leistungen sinnvoll und nützlich sind. Im Internet können Sie unter www.tk.de oder www.igel-monitor.de Empfehlungen herunterladen, die jeder Patient vor Inanspruchnahme von IGel-Angeboten beachten sollte. Unabhängige Informationen zu IGeL erhalten Sie auch beim Medizinischen Dienst des Spitzenverbandes der Krankenkassen e. V. (MDS), bei der Unabhängigen Patientenberatung Deutschland (UPD) und der Deutschen Krebshilfe e. V. Diese insgesamt eher kritische Auslassung zu IGel-Leistungen bedeutet allerdings nicht, dass einzelne Leistungen, die aus der Erstattungspflicht der Krankenkassen herausgenommen sind, im Einzelfall nicht auch sinnvoll sein können.
Gesichtspunkte, die vor einer Zustimmung zu IGel-Leistungen zu beachten sind:
- Sachliche Information: Hat der Arzt den konkreten Nutzen oder mögliche Risiken der angebotenen IGel-Leistung dargelegt? Wurden wissenschaftliche Belege für den Nutzen der IGel-Leistung genannt? Gibt es qualitätsgeprüftes Informationsmaterial unabhängiger Anbieter?
- Bedenkzeit und ärztliche Zweitmeinung: Man sollte sich erkundigen, warum die angebotene IGel-Leistung nicht über die gesetzliche Krankenversicherung abgerechnet werden kann. Im Zweifel machen Sie sich bei einem anderen Arzt kundig.
- Zulässige Leistungen, Aufklärung über Zusatzkosten: Hat der Arzt dargelegt, ob eventuelle Zusatzuntersuchungen oder Behandlungen notwendig sind und wer sie bezahlt? Schriftlicher Behandlungsvertrag: Ohne eine schriftliche Vereinbarung über die IGel-Leistung müssen Sie keine Rechnung bezahlen.
- Kostentransparenz: Wurde die Höhe der Kosten mitgeteilt. Pauschal- oder Erfolgshonorare sind unzulässig! Die medizinische Leistung, die Sie als Igel in Anspruch nehmen, muss genau dargelegt sein.
- Liquidation: Lassen Sie sich einen Kostenvoranschlag geben! Dieser sollte das voraussichtliche Gesamthonorar, einschließlich der GOÄ-Ziffer, sowie den Steigerungssatz enthalten. Nach der Behandlung müssen Sie sich eine Rechnung ausstellen lassen.
Quelle und Buch-Tipp:
Lungenkrebs vermeiden (Personalisierte Krebsvorsorge und Früherkennun
Hermann Delbrück ist Arzt für Hämatologie – Onkologie und Sozialmedizin sowie Rehabilitation und physikalische Therapie und Hochschullehrer für Innere Medizin und Sozialmedizin. Während seiner Laufbahn in der experimentellen, kurativen und vor allem rehabilitativen Onkologie veröffentlichte er mehrere Lehrbücher. Er ist der Herausgeber zahlreicher Ratgeber für Betroffene mit Krebs. Seit seiner Emeritierung 2007 befasst er sich vorrangig mit Fragen der Prävention von Krebs.