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Prostatakrebs: Medikamentöse, strahlenbedingte Einflüsse

Welchen Einfluss haben Medikamente oder radioaktive Strahlen auf die Entstehung von Prostatakrebs? Folgend eine Übersicht über die wichtigsen Faktoren die ein mögliches Prostatarisiko erhöhen können.

Begünstigen Anabolika (Testosteron) die Entwicklung von Prostatakrebs?

Androgen haltige Stärkungsmittel, die von vielen „Bodybuildern“ in der Kraftsportszene zum Muskelaufbau, von einigen Sportlern zur Leistungssteigerung und von manchen Männern auch zur Stärkung der Sexualität eingenommen werden, werden häufig verdächtigt, Krebs zu verursachen.

Testosteron ist ein Tumorpromoter, der bei Krebsvorstufen bzw. bei Mikrokarzinomen das Wachstum und die Bösartigkeit verstärkt. Therapeutisch nutzt man diese Erkenntnis bei Prostatakarzinomerkrankungen, indem man die Testosteron- „Empfängerstrukturen“ an den Prostatakrebszellen medikamentös blockiert. Hierdurch kommt es zu einem Androgenentzug und einer Unterbrechung des Krebswachstums.

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Aus diesen Erfahrungen heraus ist der Verdacht naheliegend, dass das Wachstum latenter Karzinome und der Übergang zu invasiven Karzinomen durch Androgene beschleunigt wird. Tatsächlich gibt es jedoch keine eindeutigen Hinweise dafür, dass eine kurzfristige Testosteron haltige Therapie Tumoren verursacht; auch für krebsfördernde Effekte bei längerfristiger Einnahme (12 bis 36 Monate) gibt es nur Vermutungen (Y Cui et al 2014)

Bei einer Unterfunktion der Keimdrüsen (Hypogonadismus) kann bei jungen Menschen unbesorgt Testosteron substituiert werden. Solange dies kontrolliert und in Maßen geschieht, besteht keine Gefahr; anders hingegen, wenn ältere Männern über eine längere Zeit zur Stärkung ihrer „Manneskraft“ Anabolika einnehmen. Latente Karzinome können dann „aufwachen“ und aggressiv werden.

Welche Einflüsse hat die ionisierende Strahlung?

Wenn eine ionisierende Strahlung auf den menschlichen Körper trifft, kann es zu einer Genschädigung kommen. Hierdurch entsteht jedoch nicht zwangsläufig Krebs entsteht, denn die Zellen verfügen über entsprechende Reparaturmechanismen. Je häufiger es jedoch zu Schäden an der Erbsubstanz kommt, umso größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass irgendwann die Reparaturmechanismen versagen. Dann stirbt die Zelle ab, oder es kommt zu einer bösartigen Entgleisung des Zellwachstums, wobei zusätzliche äußere epigenetische Einflüsse die Aggressivität der Krebszellen und die Empfindlichkeit des Gewebes erhöhen.

Voraussetzung für einen strahleninduzierten Krebs ist eine besondere Empfindlichkeit des Gewebes. Sich schnell teilendes Gewebe ist stärker gefährdet als ruhendes Gewebe. Die Zellteilungsrate in der Prostata ist besonders hoch in der Pubertät. Eine erhöhte Strahlengefährdung besteht jedoch nicht nur in der Jugend, sondern auch bei einer genetisch angeborenen Krebsdisposition, bei Immunabwehrgeschwächten sowie bei einer chronischen Prostataentzündung. Bei Prostataentzündungen ist das Gewebe sehr teilungsaktiv und daher stärker gefährdet. Ältere Menschen sind wegen der langsameren Zellteilung weniger als jüngere Menschen von schädlichen Strahlenauswirkungen betroffen; sie erleben den „Strahlenkrebs“ nicht mehr bzw. sterben vorher an anderen Ursachen.

Experten vermuten, dass ehemalige Strahlenbelastungen wesentlich häufiger die Ursache für Krebserkrankungen sind als allgemein angenommen. Da die hierdurch verursachten Krebserkrankungen sich jedoch erst nach vielen Jahren manifestieren, haben Betroffene häufig frühere Röntgen Untersuchungen vergessen und denken an andere Ursachen. Im Tierversuch konnte man eine Krebsgefährdung durch ionisierende Strahlen nachweisen (Huo et al. 2009).

Wie hoch ist die Strahlenbelastung („Patientenexposition“) bei diagnostischen Untersuchungen?

Die Strahlenbelastung bei den heute in der Medizindiagnostik eingesetzten Geräten ist wesentlich geringer als früher. Bis in die 60er Jahre hinein wurden aus heutiger Sicht veraltete Röntgengeräte eingesetzt, die zu einer erheblichen Strahlenbelastung führten. Eine Gefährdung ist heute unwahrscheinlich, wenn die geltenden strahlenschutztechnischen Vorschriften eingehalten werden. Zugenommen haben jedoch Röntgenuntersuchungen insgesamt, weshalb trotz der Vorsichtsmaßnahmen die Strahlenbelastung für die Bevölkerung größer geworden ist.

Zunehmend wird weltweit Kritik an überflüssigen Computertomographien geübt. Zwei Drittel aller heute in der Medizindiagnostik in Deutschland verursachten Strahlung geht zu Lasten der Computertomographie. Exakte Daten für die Strahlenbelastung bei CT- Untersuchungen anzugeben, ist allerdings insofern schwierig, da nicht nur Typ und Baujahr des Computertomographen und die verwendete Untersuchungstechnik eine Bedeutung auf die Exposition haben, sondern auch die Art des exponierten Gewebes, die Patientenmaße, die Gewebedichte, das Körpergewicht und nicht zuletzt die gewünschte Bildqualität sowie die radiologischen Erfahrungen des Untersuchers die Exposition beeinflussen. Die radiologische Strahlung ist im Kindesalter besonders gefährlich. Bei den älteren CT-Geräten mit langer Strahlenexposition bzw. langsamer Datenspeicherung ist die Strahlenbelastung höher als bei den modernen Geräten mit schnellerer Speicherung. Mit moderner CT-Technologie erreicht man heute deutlich geringere Systemdosiswerte bei gleichzeitig besserer Bildqualität.

Detailliertere Informationen zum Thema Strahlenbelastung und Umwelt sowie Strahlenbelastung in der Medizin liefert das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS)

Wie groß ist die Gefahr eines „Strahlenkrebses“ nach einer Strahlentherapie?

Bei einer Strahlentherapie kommt es anders als in der Röntgendiagnostik zu Hochdosiseffekten. Die Gefährdung ist daher wesentlich größer als nach einer Niedrigdosis. Das Risiko 20 bis 30 Jahre später im Strahlenfeld an einem Zweitkrebs zu erkranken, hängt von der Strahlendosis, von der Größe des Bestrahlungsfeldes, von der Empfindlichkeit des Gewebes und vom Alter der Betroffenen ab. Die Latenzzeit zwischen der Bestrahlung und dem Krebs im Strahlenfeld kann sehr lang sein, weswegen ältere Menschen den Strahlen bedingten Krebs häufig nicht mehr erleben.

Ehemals im Bauchraum und im Becken bestrahlte Kinder und Jugendliche sind besonders krebsgefährdet. Je jünger die Betroffenen zum Zeitpunkt der Bestrahlung sind, desto größer ist die Gefahr. Auch bei einer Bestrahlung wegen eines Enddarmkrebses hat man ein erhöhtes Prostatakrebsrisiko, da Anteile der Prostata zwangsläufig mit im Strahlenfeld liegen. Bei einer internen Strahlentherapie (Brachytherapie) ist das Risiko nicht vernachlässigbar.

Hat eine Sterilisation (Vasektomie) einen Einfluss?

Es gibt aus mehreren Studien, so auch prospektiven Kohortenstudien eindeutige Hinweise für ein – allerdings – gering erhöhtes Erkrankungsrisiko (RR = 1.22) nach einer Sterilisation (Vasektomie) (Sidiqui et al 2014).

 

Begünstigt eine „Anti Aging Therapie“  mit DHEA das Krebsrisiko?

Das in den USA freiverkäufliche, in Deutschland jedoch nur auf Rezept erhältliche DHEA wird gerne bei unspezifischen Altersbeschwerden und zur Stärkung der „Manneskraft“ eingenommen. Laut Werbung soll dies „natürliche“ Medikament nebenwirkungsfrei sein, was jedoch von Experten bezweifelt wird. Durch die Erhöhung des Testosteron – Spiegels kann es – besonders bei Älteren – zu einem Wachstumsstimulus bei schlafenden (latenten) Karzinomen kommen, weswegen die Einnahme von DHEA-Präparaten bei einer (auch latenten) Prostatakrebserkrankung eine absolute Kontraindikation ist. Gsunde sollten vor Einnahme dieser Anti Aging Präparaten den PSA-Spiegel im Blut bestimmen lassen.

 

Sind therapeutisch verabreichte Insuline krebsfördernd?

Vor einigen Jahren wurde der Verdacht geäußert, dass das, bei Diabetikern sehr häufig verabreichte, lange wirkende Insulinanalagon Glargin (LantusR) krebsfördernd sei (Janghorbani et al. 2012). Bei mehreren an Diabetikern durchgeführten Studien, die Lantus Insuline erhielten, wurde aber keine erhöhte Krebsrate festgestellt (Northern European Diabetes Study 2012).

Besteht ein Zusammenhang zwischen Pflanzenschutzmitteln und Krebs?

Einflüsse auf die Krebsentstehung sind bei denjenigen Herbiziden, Insektiziden und Pestiziden denkbar, die in die Erbsubstanz eingreifen, was aber – zumindest bei den in Europa eingesetzten Pflanzenschutzmitteln – bislang nie nachgewiesen werden konnte. Nachweise sind allerdings insofern schwierig zu erbringen, da die Untersuchungen viele Jahrzehnte dauern müssten. Dass es bislang keinen eindeutigen Nachweis für ein erhöhtes Krebsrisiko von Pestizid-Rückständen gibt, ist kein sicheres Ausschlusskriterium für Kanzerogenität. Es fehlen Langzeituntersuchungen und Forschungen zu Wechselwirkungen der Pflanzenschutzmittel untereinander und deren Abbauprodukte.

Gefährlich könnten die langsamen und zeitversetzten Wirkungen von Pestiziden sein. In der Landwirtschaft eingesetzte Pestizide können noch viele Jahrzehnte nach ihrem Verbot die Umwelt schädigen. In der Landwirtschaft eingesetzte Pestizide können noch viele Jahrzehnte nach ihrem Verbot die Umwelt schädigen. Das Insektenschutzmittel DDT und seine Abbauprodukte sind noch heute – mehr als 30 Jahre nach dem Verbot 1972- in der Umwelt zu finden. Studien zeigen, dass sich die stabilen Bestandteile von DDT im Fettgewebe von Tieren und Menschen anreichern und lange in der Nahrungskette bleiben.

Weit höheren Gefahren als in Deutschland ist man wahrscheinlich in einigen Ländern der Dritten Welt ausgesetzt, wo einerseits immer noch Wirkstoffe erlaubt sind, die in Europa längst vom Markt verbannt wurden und sich andererseits gesetzliche Bestimmungen leichter unterlaufen lassen. Einige Länder, z. B. China, schützen ihre schädlingsanfälligen Exportprodukte mit großen Mengen an Pestiziden.

Quelle und Buch-Tipp:

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